Freitag, 30. Mai 2008

Das Leiden der jungen Afghanin

Heute las ich im Hamburger Abendblatt einen Bericht über die Leidensgeschichte von Morsal O. - zur Erinnerung, das ist die junge Afghanin, die vor kurzem in Hamburg von ihrem Bruder erstochen wurde, weil ihm ihr westlicher Lebensstil nicht zusagte.

In diesem Bericht wird aufgezeigt, daß Morsal bereits seit wenigstens zwei Jahren beständig von ihrer Familie - ihren Eltern, ihrer älteren Schwester, ihren Brüdern - drangsaliert wurde. Von Faustschlägen und Fußtritten ist die Rede, von einem Vater, der ihr sein Knie in die Magengrube rammt, von einer Schwester, die ihr das Gesicht zerkratzt und von Brüdern, die das Mädchen würgen und ihr Zähne ausschlagen - und von einer Mutter, die ihre Tochter mit einem Elektrokabel grün und blau prügelt.

Morsal ist in diesem Zeitraum zwischen 14 und 16 Jahre alt gewesen - und älter wurde sie dann ja auch nicht.

Dieser Bericht zeigt aber auch auf, daß Morsal immer wieder die Polizei um Hilfe rief, daß die Polizei sie mehrmals aus dem familiären Umfeld nahm, daß Jugendamt und Kinder- und Jugendnotdienst eingeschaltet waren. Es wird ebenfalls deutlich, daß Morsal mehrfach Strafantrag stellte, diesen aber immer wieder zurücknahm, daß sie immer wieder die Aussage verweigerte - angeblich waren Polizei, Staatsanwaltschaft und letztlich auch dem Jugendamt somit die Hände gebunden.

Aber es wird auch deutlich, daß es über den ganzen Zeitraum Zeugen gegeben haben muß, daß in wenigstens einem Fall sogar Polizisten Zeugen von Gewalt gegen Morsal wurden.

Eine der größten Errungenschaften der westlichen Welt sind die Menschenrechte, und gerade wir Deutschen können stolz sein auf eine Staatsordnung, ein Grundgesetz, wo dem Grundrecht "persönliche Freiheit" ebenso wie einem fairen Rechtssystem ein besonderer Stellenwert eingeräumt wird.

Doch darf das dazu führen, daß eine Minderjährige, die ganz offensichtlich mißhandelt wird, dem Druck ihrer Peiniger ausgesetzt bleibt? Kann es sein, daß sich der Staat auf den Standpunkt zurückzieht, erst durch Strafantrag und Aussagen des Opfers sanktionierungsfähig zu werden - wenn doch allen Beteiligten klar sein muß, wie schwer es für eine Minderjährige ist, gegen die eigene Familie auszusagen?

Ich meine ganz klar: nein.

Wenn Gewalt gegen Kinder und Jugendliche offenbar wird, muß eine grundsätzliche Zuständigkeit des Staates gegeben sein. Wenn das Opfer minderjährig ist, muß auch die einfache Körperverletzung ein Offizialdelikt sein. Und dann muß zur Not auch gegen den erklärten Willen einer 15jährigen ein Strafverfahren gegen die Täter eingeleitet werden - erst recht, wenn es sich dabei um Eltern und/oder Geschwister handelt. Und eine Verurteilung muß, bei ausreichender Beweislage, auch möglich sein, wenn das Opfer selbst die Taten verneint.

In solchen Fällen muß davon ausgegangen werden, daß das Opfer durch die Täter so sehr und fortgesetzt unter Druck gesetzt wird, nicht gegen die eigene Familie auszusagen, daß der Wert der Opferaussage gegen Null geht. Ebenso muß es möglich sein, ein minderjähriges Opfer auch gegen seinen Willen für einen längeren Zeitraum, notfalls dauerhaft, aus der Familie zu entfernen, um es zu schützen.

Und ich meine, daß alle diese Möglichkeiten prinzipiell bestanden hätten. Polizei und Staatsanwaltschaft haben hier kläglich versagt, weil sie das Problem nicht ernst genug genommen haben.

Und was Jugendämter und Kinder-/Jugendnotdienst angeht: das eine sind die Behörden, die in Deutschland für das Verhungernlassen von Kindern zuständig sind und die anderen eine Truppe langhaariger Sozialpädagogik-Absolventen, die sich auch kurz vor der Rente noch "jugendlich cool" fühlen und fest daran glauben, von den Kids akzeptiert zu werden. Beide haben - wie üblich - gezeigt, daß sie Kinder/Jugendliche nicht schützen können (oder wollen).

Wir alle tragen Verantwortung für unsere Zukunft - und Kinder sind unsere Zukunft. Sie zu schützen ist unser aller Aufgabe, und dieser Aufgabe müssen wir uns als Gesellschaft stellen.

Donnerstag, 29. Mai 2008

Romantik in Zeiten der Krise?

Die Einschläge kommen näher. Das Versagen eines selbsternannten "Global Players" kommt mit immer neuen Fakten scheibchenweise ans Licht. Der Schaden geht in die Millionen und leidtragende sind überwiegend kleinere Kaufleute - Händler und Dienstleister, die im Vertrauen auf die Seriosität eines Franjo Pooth diesem Kredit gewährten.

Man muß nicht lange drumrumreden - schuld sind beide:

Der eine, der sich als strahlender Sunnyboy präsentierte, jovial und weltgewandt, ein Karrieretyp ersten Ranges, der "es geschafft" zu haben schien - und doch sein eigenes sorgenfreies Leben dem langfristigen wirtschaftlichen Erfokg seines Unternehmens vorzog. Der Mann, in dessen Sehweise seine Angestellten, Kunden - und seine Gläubiger - lediglich dem Zweck dienten, sein eigenes Leben schöner gestalten zu können.

Aber auch die anderen, die auf diesen Strahlemann hereingefallen sind, die Kredite gewährt haben, ohne mal genauer hinzuschauen. Jene, die sich gern im Glanz eines richtigen Erfolgsmenschen sonnen wollten, die ihr Geschäft florieren sahen, wenn sie von sich sagen können: "ich bekomme sogar vom großen Pooth meine Aufträge."

Nun geht das Trauerspiel seit einer ganzen Weile von einer Runde in die nächste, und Verona, Gattin des Franjo, war clever genug, ihr eigenes Vermögen nicth mit dem ihres Mannes zu vereinen. Das mag in mancher Augen unfair klingen, denn während die geprellten Gläubiger noch an ihren Verlusten knabbern, machen Franjo & Family schon wieder Urlaub in Dubai.

Eine faire Lösung wäre es wohl, wenn Verona aus ihrer Portokasse wenigstens die kleinen Krauter auszahlt, die vor ihrem wirtschaflichen Ruin stehen, doch das verbietet das Insolvenzrecht.

Es ist dieser Wunsch nach Rache, die nun viele Menschen umtreibt: warum soll dieser Typ weiterfeiern, während andere plötzlich auf der Straße stehen und um ihre Existenz fürchten müssen? Dennoch - mit der Vernichtung weiterer Existenzen (hier der von Verona und dem letztlich völlig unschuldigen Kind der beiden) ist auch niemandem gedient. Man sollte den dreien wenigstens ihr Familienleben gönnen - solange sie es noch führen können.

Denn wenn die Vorwürfe gegen Franjo Pooth sich als wahr herausstellen, ist mit einer Verurteilung zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe zu rechnen - und zwar zu Recht.

Doch angesichts der etlichen Millionen Euro Schulden, die da im Raum stehen, fallen ein paar Tausender für den Dubai-Urlaub eh nicht ins Gewicht.

Mittwoch, 28. Mai 2008

Schwul macht nix? Schwul: nix Macht!

Der (evangelisch-lutherische) Bischof von Schleswig ist neu zu wählen, und einer der Kandidaten, Probst G. aus Altona, ist schwul. Das versetzt die Kirche in heftige Schwingungen - man diskutiert lebhaft, ob ein Schwuler Bischof sein darf.

Liebe Kirchenvertreter, das Mittelalter ist vorbei! mag man dem konservativen Lager um den wortführenden Priester R. zurufen.

Aber trifft das den Kern?

Ich persönlich unterscheide streng zwischen Glaube, Kirche und Gemeinde:

  • Der Glaube ist eine höchstpersönliche Angelegenheit, die jeder Einzelne mit sich selbst ausmachen muß. Dabei kann man sich an Werten und Vorstellungen orientieren, die einem eine Glaubensorganisation an die Hand gibt, man muß es aber nicht.
  • Die Kirche ist eine Organisation, die - das haben die Jahrhunderte gezeigt - in erster Linie der Bereicherung, der (persönlichen) Machtsicherung und damit zwangsläufig auch der Unterdrückung dient.
  • Die Gemeinde hingegen ist der (lokale) Zusammenschluß von Menschen, die gemeinsame Glaubensvorstellungen haben und in aller Regel "Gutes" tun. Sie sind - in welcher konkreten Form auch immer - karitativ tätig, zu Gunsten von sozial schwachen Mitmenschen.

Über viele Jahrhunderte wurden Menschen von der römisch-katholischen Kirche unterdrückt. Ihnen wurde eingetrichtert, was "Gottes Wille" sei und wie sie sich zu verhalten haben - ohne ihnen Gelegenheit zu geben, Gottes Wort selbst nachzulesen. Die in lateinischer Sprache abgefasste Bibel als "Wort Gottes" war den meisten schon allein wegen der Sprachbarriere nicht zugänglich.

Martin Luther hat diesen Mißstand erkannt. Er hat auch erkannt, daß Ablasshandel der Bereicherung der Kirche dient und daß selbst (und vor allem) die ärmsten Menschen ausgebeutet wurden, indem man ihnen erzählte, sie müssten sich Gottes Liebe erkaufen. Entstanden ist nicht nur eine deutschsprachige Übersetzung der Bibel, sondern in der Folge die evangelisch-lutherische Kirche.

Wenngleich die evangelische Seite der christlichen Kirchen seit jeher moderater und toleranter gegenüber andersdenkenden Menschen ist und eher auf den Dialog setzt als auf Machtmittel, so finden wir dennoch stets auch hier Beispiele für Ausgrenzung.

Ausgrenzung aber widerspricht allem, was Jesus Christus uns vorgelebt hat. Jesus hat - so ist es katholisch wie evangelisch überliefert - für Integration gestanden, für das Annehmen der Menschen, auch wenn sie anders sind. Wenn also eine christliche Kirche Menschen verurteilt und ausgrenzt, dann läuft sie damit ihrem eigenen Gründungsgedanken zuwider - und zwar erst recht, wenn sie sich dabei auf persönliche Merkmale stützt, die mit dem Glauben nichts zu tun haben.

Ich für mich habe meine Konsequenzen gezogen: ich spende meiner Gemeinde regelmäßig Geld für konkrete Projekte, die ich für sozial sinnvoll halte, ich engagiere mich auch persönlich in solchen Projekten, wenn es die Zeit zuläßt - aber die Kirchensteuer spare ich mir, denn die dient lediglich der Finanzierung eines Machtapparates, der an vielen Stellen noch heute so unrühmlich ist wie im Mittelalter.

Mein Fazit: Glauben ja, Gemeinde ja, aber Kirche als Machtapparat? Nein danke!

Dienstag, 27. Mai 2008

Fehler sind doch menschlich!

Fehler passieren nicht, Fehler werden gemacht.

So banal das klingt - die Sprache ist (wenn man sie denn beherrscht) sehr gut in der Lage deutlich zu machen, wo der Unterschied liegt: Kometenschläge passieren, da kann man wenig gegen tun. Wunder geschehen, auch dem steht man eher machtlos gegenüber. Aber Unfälle werden verursacht, weil jemand nicht aufgepasst hat, Fehler werden gemacht, weil jemand nicht sorgsam genug war.

Und: Fehler werden von Menschen gemacht - Menschen machen Fehler. Das war schon immer so, und die Auswirkungen sind oft genug dramatisch. Sei es nun, daß durch einen Fehler hohe Kosten entstehen, um "es wieder gut zu machen", oder aber auch, daß es mit noch so viel Geld nicht möglich ist, die Auswirkungen des einmal gemachten Fehlers rückgängig zu machen.

Wie bei Franjo. Franjo, ein kleiner Junge von erst vier Jahren, ist Opfer eines Fehlers geworden; eine Ärztin gab ihm viel zu viel Glucose über eine Infusion, Franjos Hirn hat mit einer extremen Schwellung reagiert, die letztlich zum Tod dieses Kindes führte.

So bitter das für alle Beteiligten ist, so dramatisch und traurig es für die Eltern des Jungen ist, man muß sich doch damit auseinandersetzen, daß Menschen immer wieder Dinge falsch machen, daß "Fehlermachen" einfach zum Menschsein dazugehört. Ärzte sind da keine Ausnahme - warum auch?

Wenn man jedoch merkt, daß man etwas falsch gemacht hat, dann hat man die Pflicht, die Folgen seines Fehlers in ihren Auswirkungen so gut es geht zu begrenzen. Man muß sich nach Kräften bemühen, alles tun, damit es nicht noch schlimmer wird.

In diesem Fall hätte die Ärztin nicht nur selbst Gegenmaßnahmen einleiten müssen, sie hätte auch ihre Kollegen darüber informieren müssen, was passiert ist, damit die Behandlung von Anfang an zielgerichtet sein kann. Sie hätte ihren Fehler zugeben müssen, statt ihre Kollegen im Dunkeln tappen zu lassen, denn während man auf der Intensivstation um das Leben des kleinen Franjo kämpfte - ohne so richtig zu wissen, wo man am besten ansetzen kann - hat die besagte Ärztin vor allem eins getan: sich um ihren Ruf, um ihre Zukunft gesorgt, sich herauszureden versucht.

Das macht sie strafwürdig. Nicht der Fehler selbst - so etwas kommt vor, wie gesagt: Menschen, auch Ärzte, machen Fehler. Aber hinterher eigennützig zu handeln und zu hoffen, irgendwer würde den Tod eines Kindes schlicht als "Schicksal" abtun, das geht nicht. Das ist auch nicht mehr menschlich.

Im Prozess kam zusätzlich noch heraus, daß die Ärztin vor der Infusion noch gewarnt worden ist, daß eine Schwester ihre Entscheidung in Frage gestellt hat, die 500ml-Flasche zu nehmen. Der Fehler wäre vermeidbar gewesen, hätte Franjo eine Kochsalzlösung bekommen, der man genau die gewünschte Menge Glucose vorher zugegeben hätte - so etwas ist nicht nur möglich, es ist in der Medizin sogar Standard - um eben solche Fehler zu verhindern. Und der Fehler wäre nicht nur vermeidbar gewesen, sondern die Schwester hat sogar versucht, den Fehler zu vermeiden - die Ärztin hat sich darüber hinweggesetzt.

Hier kommen also zu einem - im Prinzip entschuldbaren, weil menschlichem - Fehler noch zwei Dinge hinzu: erstens der Egoismus, hinterher mehr an seine eigene Karriere zu denken als an das gefährdete Leben eines kleinen Kindes, und zweitens die unsagbare Arroganz einer Ärztin, sich über die deutlich ausgesprochene Warnung einer Krankenschwester hinwegzusetzen.

Und vor diesem Hintergrund ist der Fehler, den die Ärztin gemacht hat, eben nicht mehr entschuldbar, ist der Fehler eben nicht mehr menschlich.

Das Urteil, diese Ärztin fast zwei Jahre lang in Haft zu nehmen, und überdies die Gesellschaft für fünf Jahre vor ihr (zumindest als praktiziernede Ärztin) zu schützen, ist aus meiner Sicht absolut gerechtfertigt. Es bringt Franjo nicht ins Leben zurück, aber es schützt andere Kinder vor dieser egoistischen, arroganten Frau.

Und es ist ein hoffentlich deutlich wahrgenommenes Signal an die Ärzteschaft, daß auch Nichtakademiker Recht haben könnten, daß der weiße Kittel keine Absolution erteilt, und daß es in ihrem Beruf immer noch um Gesundheit und Leben anderer Menschen geht - das eigene Ego, die eigene Karriere haben dahinter zurückzustehen.

Montag, 26. Mai 2008

Wer die Wahl hat...

...hat die Qual.


Aber wer läßt sich schon gern quälen?


Okay... ich verzichte jetzt auf eine Abhandlung über die Anhänger des gepflegten Sado-Maso, wohl wissend, daß solche Beiträge sich meist größerer Beliebtheit erfreuen (obwohl's natürlich immer nur die anderen machen... ;-)


Gestern waren die Schleswig-Holsteiner aufgerufen, ihre Kommunalvertretungen neu zusammenzuwürfeln. Und immerhin fast jeder zweite hat sich auch an die Wahlurne getraut, sein Kreuzchen bei der Partei bzw. dem Kandidaten seines Herzens gemacht und so ein Stück gelebte Demokratie zelebriert.


Wo waren denn bitte die anderen? Warum gehen 50% der Wahlberechtigten nicht zur Wahl? Ist ihnen die Zukunft ihrer Gemeinde egal, ist es ihnen etwa wurscht, wer die Geschicke lenkt und ihr Umfeld aktiv gestaltet? Das glaube ich nicht.


Ich bin fest davon überzeugt, daß es den allermeisten Bürgern - auch in Schleswig-Holstein - gerade nicht egal ist, was in ihrer Umgebung so läuft. Stattdessen denke ich, sie haben einfach resigniert. Es ist ihnen nicht egal, was passiert, sie haben lediglich verastanden, daß es völlig egal ist, wer den Murks verzapft.

Politiker, das erleben wir fast täglich auf allen Ebenen, sehen ihr Egagement in erster Linie als Selbstverwirklichung. Es geht ihnen nicht um das Gemeinwohl, es geht ihnen nicht um die Bürger, um die Menschen in ihrem Zuständigkeitsbereich, sondern es geht ihnen darum, selbst etwas darzustellen, wichtig zu sein, sich Denkmäler zu setzen - und natürlich immer auch darum, in der nächsten Legislaturperiode wieder dabei zu sein.

Nicht anders ist es zu erklären, daß Entscheidungen gefällt werden, Gesetze und Verordnungen gemacht werden, die sich kaum an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen orientieren, sondern stets solche, die all jenen nützen, die eine starke Lobby haben. Viele Politiker sind längst zu Marionetten verschiedenster großer Interessengruppen und ihrer eigenen Machtbesessenheit verkommen.

Gesunder Menschenverstand und ein gerader Blick auf das, was den Menschen einerseits wirklich nützt, andererseits ihnen nicht (z.B. durch zu hohe Kosten) schadet - derartige Einstellungen sind rar gesät in dieser Zeit.

Wo sind sie, die wahren Volksvertreter, die sich noch in die Lage des Menschen als Bürger hineinversetzen können, die sich für das einsetzen, was uns als Gesellschaft tatsächlich weiterbringt? Wo sind die Staatsmänner (und -frauen), die ihr Profil durch sinnvolle und nachvollziehbare Entscheidnungen, durch Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit schärfen?

"Politik ist ein schmutziges Geschäft" - doch das liegt nicht an dem "Instrument Demokratie", sondern an der Art, wie diejenigen, die sich Politiker nennen, damit umgehen.

Und weil das so ist, bleiben immer mehr Menschen der Politik fern - sei es, daß sie selbst nicht aktiv in das Geschehen eingreifen, oder daß sie schlicht nict zur Wahl gehen.

Denn das, was hinten raus kommt, ist sowieso immer das gleiche - egal, wer die Sch*** produziert.

Freitag, 23. Mai 2008

Der Kochlöffel liegt stets bereit.

"...dann setzt es was" war eine der regelmäßigen Drohungen, die meine Jugendfreundin Bianca immer zu hören kam, wenn sie irgendwas auszufressen drohte. Wir waren damals so 14, 15 Jahre alt - klar, daß man in dem Alter nicht alle Regeln akzeptiert, sondern vielmehr seine Grenzen auslotet.

"...dann setzt es was" war die angedrohte Konsequenz für vielerlei Dinge: zu spät nach Hause kommen, schlechte Schulnoten, die aufgetragenen Arbeiten im Haushalt nicht machen, heimlich rauchen, und so weiter.

Natürlich gab es auch eine Steigerung: Als es in der Schule zu einer Diebstahlserie kam und der ganze Klassenverband unter Kollktivverdacht stand, hieß es "wenn Du damit was zu tun hast, dann setzt es richtig was." Hatte sie zum Glück nicht.

Und es blieb nie bei der Drohung. Bianca hat mir ein paar mal gezeigt, wie sowas dann hinterher aussieht, und einmal musste ich es sogar live miterleben, es ging rasend schnell: ihre Mutter hatte für den Fall der Fälle stets einen Kochlöffel bereitliegen, mit dem sie ihrer Tochter wann immer sie es für nötig hielt den Hintern versohlte, und zwar so heftig, daß es deutliche Hämatome gab.

Ich hatte das Glück einer gewaltfreien Erziehung, aber ich wusste auch damals von einigen Jungs und Mädels in meinem Umfeld, daß es ihnen nicht viel besser ging als Bianca. Was mich daran bis heute fasziniert, ist folgendes: die meisten dieser ehemaligen Schulkameraden haben bis heute ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Ich bin mir nicht sicher, ob das auf Verdrängung oder auf Vergebung zurückzuführen ist - aber ich glaube, wenn mir das wiederfahren wäre, ich würde meine Eltern mit dem Arsch nicht mehr anschauen - den hätten sie dann ja auch schon oft genug gesehen...

Warum schreibe ich das? Heute wurde eine Studie der Hamburgischen Gerichtsmedizin veröffentlicht, die detailliert belegt, daß diese Art der "Kindererziehung" offenbar noch immer an der Tagesordnung ist. Die Studie belegt auch andere Formen der Gewalt gegen Kinder, wie seelische Mißhandlung oder sexuellen Mißbrauch. Ersteres irgendwie miterlebt zu haben, kann ich mich nicht erinnern - dazu kann ich also nichts sagen. Und was sexuellen Mißbrauch angeht: das ist gelegentlich einen eigenen Beitrag wert.

Aber diese Einstellung "Schläge haben noch nie geschadet" bringt mich regelmäßig auf die Palme. Kinder sollen lernen, mit Konflikten gewaltfrei umzugehen, sie sollen lernen, daß nicht der Stärkere recht hat, daß man Probleme nicht löst, indem man dem anderen weh tut. Kinder sollen lernen, aus Einsicht heraus zu handeln, und nicht aus Furcht vor schmerzhaften Konsequenzen.

Sie sollen lernen, sich mit Problemen geistig auseinanderzusetzen, und sie sollen lernen, was ihr Verhalten für andere bedeutet. Wenn Bianca früher eine halbe Stunde zu spät nach Hause gekommen ist, konnte sie am nächsten Tag nicht richtig sitzen - heute kommt sie zu Verabredungen fast immer zu spät, denn sie "genießt" die Freiheit, fürs zu-spät-kommen nicht mehr geschlagen zu werden. Aber daß man sich darauf verlässt, daß sie pünktlich ist, und daß man deswegen eine halbe Stunde allein im Café sitzt und sich langweilt - das hat sie nicht verinnerlicht.

Schläge sind kein Erziehungsmittel, sondern ein Mittel zur Unterdrückung. Sie schaffen keine Einsicht in die eigentliche Problematik, sondern führen nur vorübergehend zum "Erfolg". Langfristig sinnvolle Erziehung sieht anders aus.

Donnerstag, 22. Mai 2008

Frust !

Oh Mann, bin ich heute wieder gefrustet.

Das fing schon gleich morgens an: mein Wecker hat mich viel zu früh aus viel zu schönen Träumen gerissen - und jetzt weiß ich nicht, ob ich diese schicke brünette Krankenschwester... ach, egal, ist eh vorbei. Stattdessen hatte ich den Ellenbogen meiner Freundin in den Rippen. Ich solle doch bitte den Wecker ausmachen, denn sie kann ja heute ausschlafen. Sowas frustriert doch.

Dann die Dusche: schön das warme Wasser geniessen, wie es einen langsam aufheizt und dem Körper Energie für den Tag zuführt. Ehrlich, ich liebe das! Dazu dieses geile erfrischende Duschgel mit dem Limonenduft, schön einseifen, weicher Schaum auf warmer Haut. Langsam geht es mir besser. Die Erinnerung an den Aushang im Treppenhaus kommt schlagartig: "Wegen dringender Wartungsarbeiten wird zwischen 06:00 und 06:30 Uhr der Strom abgestellt." Okay, offenbar ist es gerade sechs durch, ich verfluche die Geschichte mit dem Durchlauferhitzer und beschliesse, eine halbe Stunde eingeseift zu warten, bis das Wasser wieder warm ist. Abbruch nach fünf Minuten - so voll feuchtem Schaum wird's eh kalt. Scheiß' drauf, kalt abduschen soll ja die Abwehrkräfte stärken. Aber nicht die gegen Frustration, die nicht...

Anziehen - das nächste Drama. Nicht, daß ich nichts zum anziehen hätte, und dank des in jeder meiner Zellen vorrätigen Y-Chromosoms fällt mir auch die Entscheidung nicht schwer. Aber die Schublade mit der Unterwäsche ist leer. Kein Problem, ich habe ja gestern gewaschen und die Sachen liegen halt noch im Trockner. Nein, getrocknet sind die auch schon - aber der Vorhang vor der Balkontür in der Küche, in der der Trockner mit den ersehnten Textilien steht, ist natürlich nach dem gestrigen Spätrauchen nicht zugezogen - und natürlich stehen gegenüber die Nachbarn auf dem Balkon und schauen zu, wie ich mir splitternackt meine Klamotten hole. Sowas kann einem fast den ganzen Tag verderben (ich konnte ihre blöden Sprüche bis in meine Wohnung hören) - das frustet.

Der Rest ist schnell erzählt: Auto springt nicht an, Bahn verpasst, zu spät an der Dienststelle gewesen (logischerweise heute, wo der Chef Bürotag hat...) und als erstes 'ne Infektionsfahrt gewonnen.

Mann, bin ich vielleicht gefrustet, ich kann's euch sagen...!

Aber eines beruhigt mich, baut mich ungemein auf: ich kann mich auf meine Intelligenz verlassen, auf das vollständige Funktionieren jener basalen Hirnregionen, die ich mir eben in den letzten Jahren nicht durch irgendwelche Drogen weggebeamt habe und die mich deshalb jetzt daran hindern, andere, mir womöglich völlig unbekannte Menschen an meinem ganz persönlichen Chaos teilhaben zu lassen.

Ja, auch ich leide heute unter massivem Frust, und auch die letzten Wochen waren irgendwie nicht wirklich besser. Mein Leben hat aus verschiedenen Gründen vor einigen Wochen eine Wendung genommen, daß ich mir die Hölle manchmal vorstelle, wie einen schönen Palmenstrand. Ab und zu verzweifle ich an meinem Umfeld, verfluche mein Dasein und vertraue darauf, daß es wenigstens nicht schlimmer wird. Vergebens - immer, wenn ich glaube, die Talsohle wenigstens erreicht zu haben (von "durchschritten" will ich ja gar nicht träumen), dann kommt noch irgendwas nerviges oben drauf.


Aber ich werde deswegen keine Holzklötze von Autobahnbrücken werfen.

Mittwoch, 21. Mai 2008

Präsidiale Ehre

Der Bundespräsident ist das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland. Das allein löst schon bei einem Großteil der Bevölkerung Erstaunen aus - viele glauben nämlich, daß diese Spitzenfunktion der Kanzlerin zukommt.

Die Aufgaben des Bundespräsidenten hingegen sind eher überschaubar. Neben der Ausfertigung der Bundesgesetze (er muß alle Bundesgesetze unterzeichnen, sonst erlangen sie keine Gültigkeit) hat er in erster Linie repräsentative Aufgaben.

Gewählt wird der Bundespräsident auf fünf Jahre, und er darf einmal wiedergewählt werden - wenn er es denn selber möchte - und zwar von der Bundesversammlung, die sich je zur Hälfte aus den Mitgliedern des Bundestages und Vertretern der Länder zusammensetzt. Der Bundespräsident soll mindestens 40 Jahre alt sein, damit ist "40" die letzte gesetzliche Grenze, mit der ein Deutscher ein zusätzliches Recht erlangt.

Nun steht für 2009 die nächste Bundespräsidenten-Wahl an, und der derzeitige Amtsinhaber Horst Köhler hat sich bislang nicht geäußert, ob er für eine zweite Amtsperiode zur Verfügung steht. Eine Äußerung wird für Ende des Monats erwartet.

Aus Respekt vor dem höchsten Amt in diesem Staate sollte man erwarten können, daß sich der Amtsinhaber zuerst äußert. Egal, wie er sich positioniert, sollten Diskussionen über eventuelle Gegenkandidaten erst danach beginnen. Diesen Respekt läßt jedoch ausgerechnet die SPD derzeit vermissen - dort wird bereits seit Wochen heftig (und zunehmend öffentlich) diskutiert, ob man eine eigene Kandidatin aufstellt.

Ich persönlich bin mit Herrn Köhler als oberstem Repräsentanten meines Landes ja zufrieden; besonders die Tatsache, daß er auch mal deutlich sagt, wenn ihm der Stil der Bundespolitik nicht gefällt, macht ihn sehr sympatisch. Er soll letztlich sein Volk repräsentieren, und diesem Volk (uns allen) gefällt definitiv nicht, auf welche Art und Weise Politiker miteinander und mit uns, unseren Interessen und unseren Steuergeldern umgehen.

Das bedeutet nicht, daß es nicht jemand anderen geben könnte, der bzw. die es genauso gut oder gar besser könnte - allein die Art und Weise, der politische Stil eben, wie mit dieser Frage seitens der SPD umgegangen wird, schmeckt schal.

Wenn sich Köhler Ende Mai äußert, ob er erneut antreten wird oder nicht, ist noch ein Jahr Zeit, sich Gedanken über Gegenkandidaten zu machen und diese Gedanken auch öffentlich zu diskutieren.

Allein - der Respekt gebietet es meiner Ansicht nach, abzuwarten.

Aber politischer Stil, gegenseitiger Respekt und maßvolles Handeln sind leider in den letzten Jahren immer mehr abhanden gekommen. Das ist schade, und es wird der Stellung, die Deutschland in der Welt haben möchte, nicht gerecht.

Dienstag, 20. Mai 2008

Geld fressen Seele auf...

Einmal im Leben den ganz großen Coup landen, das Supergeschäft abschliessen, den Einfall haben, die Chance nutzen, einmal so richtig absahnen und alle Sorgen auf einen Schlag los sein - wer träumt nicht davon?

Tja, oder eben einmal ein Foto machen. Welches? Na, das Foto. Das Foto, für das die Medien gerade bis zu einer Million Euro bieten. (Lustig übrigens, daß im Fernsehen immer betont wird, daß die Zeitungen so viel böten...)

Wer es dieser Tage schafft, ein Foto von der Familie des Psychopathen von Amstetten zu machen, ist ein gemachter Mann. Geld und Berühmtheit wären sicher.

Aber wer bezahlt dafür? Ist es wirklich nur Geld und Ruhm, worum hier gespielt wird?

Ich denke, es geht vor allem um Würde. Um die Würde der Opfer nämlich. Viele Jahre eingekerkert, einige der Kinder haben in ihrem Leben zuvor niemals das Tageslicht gesehen, hat es diese Familie dank eines geistesgestörten Egomanen zu trauriger Berühmtheit gebracht. Alles, was die sich im Moment wünschen, ist wohl Ruhe und Abgeschiedenheit und die Möglichkeit, das Erlebte wenigstens im Ansatz zu verarbeiten. Das letzte, was ihnen helfen wird, ist es, noch mehr ins Rampenlicht gezerrt zu werden.

Wann immer hierzulande ein Kinderschänder nicht die Höchststrafe bekommt oder ein Autofahrer, der im Suff eine Familie zerstört hat, mit Bewährung nach Hause geht - der Aufschrei ist jedesmal groß: Täterschutz wird viel zu wichtig genommen, wer denkt an die Opfer, so milde Urteile machen die Opfer ein zweites Mal zu Opfern, und so weiter.

Jetzt ist die Möglichkeit da, Opferschutz zu betreiben!

Wenn wir alle all unseren Medien mitteilen, daß wir an Opfer-Fotos aus Amstetten nicht interessiert sind, dann sinken die gebotenen Preise für solche Bilder. Und dann ist es für so einen Paparazzo auch nicht mehr der große Coup seines Lebens. Dann müssen keine Wachleute mehr niedergeschlagen werden um gewaltsam in das Krankenhaus einzudringen. Dann können sich die Opfer vielleicht in aller Ruhe erholen - und ihre Würde behalten.

Wir Normalbürger können zeigen, was die Würde eines anderen Menschen für uns gilt.

Wir können zeigen, daß wir nicht bereit sind, unserer Neugier zuliebe andere Menschen zu quälen.

Wir können zeigen, daß wir noch Menschen sind!

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* Natürlich ist das hypothetisch - schon allein, weil viele Menschen eben doch geil darauf sind, Fotos von den Opfern zu sehen. Und ja, das Layout dieses Eintrages ist ein bißchen gewollt. Ich finde, es passt...

Das Boot ist voll !

"Das Boot ist voll" - so kamen vor ein paar Jahren Politiker daher, die es für besonders clever hielten, den IQ-mäßig unteren Chargen nach dem Maul zu reden. Gemeint war damit, daß man doch lieber keine Ausländer mehr nach Deutschland herienlassen sollte, weil angeblich schon genug da wären.

Ist natürlich Bullshit - Kulturen leben davon, daß sie sich im Austausch mit anderen Kulturen befinden, nur so kann eine gegenseitige Befruchtung stattfinden, die ihrerseits Grundlage ist, sich weiterzuentwickeln. Aber unterhalb von "Toastbrot" auf der nach unten erstaunlich offenen IQ-Skala ist soetwas natürlich nicht mehr einsehbar.

Was aber meint denn die Aussage "das Boot ist voll" genau? Das Boot, das sind wir alle, das ist unsere Gesellschaft, unsere Kultur, das ist Deutschland. Und es ist voll - es soll diesem Boot bitte keine weitere Last aufgebürdet werden, denn irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem das Boot überladen ist und sinkt.

Und seit heute abend unterschreibe ich den Spruch "das Boot ist voll" ohne Einschränkung. Unser deutsches System trägt schwer, und weitere Belastungen sollten nicht zugemutet werden - im Gegenteil, es wird Zeit, die Grenzen aufzuzeigen.

Nein - ich meine damit nicht pauschal alle Ausländer. Eigentlich hat das mit der Unterscheidung "deutsch / nicht-deutsch" gar nichts zu tun.

Ich meine diese Sozialschmarotzer, die sich schamlos aus unseren Sozialkassen bedienen und gar nicht daran denken, arbeiten zu gehen. Die sich noch dreist vor die Kamera stellen, frech grinsen und argumentieren "Arbeit muß sich eben auch lohnen - wenn ich für Arbeit die gleiche Kohle bekomme wie ich Hartz IV krieg, dann geh ich doch nicht arbeiten!".

Solchen Typen gehört jegliche Sozialleistung sofort gestrichen.
Diese Leute gehören zur Zwangsarbeit herangezogen.

Ey hömma, Hartz IV ist doch kein "Mindestlohn", den man auch grad ohne Arbeit einstecken kann - so nach dem Motto, wer keinen Job findet, wo er mehr verdient, der darf sich gern auf unser aller Kosten ausruhen. Hartz IV ist das Geld, das jemand bekommt, der einfach keinen Job findet, obwohl er sich bemüht. Sozialstaat heißt nämlich, daß wir als Gemeinschaft diejenigen auffangen, die ins Straucheln geraten. Wir richten sie mit vereinten Kräften wieder auf, aber weiterlaufen müssen sie schon selbst.

So, und solche Kreaturen, die einfach einstecken und sich einen feuchten Kehricht um eigene Leistung scheren, davon haben wir genug. Mehr brauchen wir nicht, das Boot ist voll.

Samstag, 17. Mai 2008

Ehrenmord in Hamburg

Mir ist so unendlich schlecht, ich könnte den ganzen Tag kotzen. Da tötet so ein hirnrissiger Spinner seine kleine Schwester, weil sie sich "von der Familie abgekehrt" hat.

Wo leben wir denn?

Afghanischstämmig, aber seit 13 Jahren in Deutschland, wollte die 16jährige ihr Leben so leben, wie es ihr deutsches Umfeld auch tut - nach westlichen Maßstäben, mit westlichen Werten, frei. Und wegen der Freiheit war man ja vor 13 Jahren nach Deutschland gekommen...

Sie wollte offenbar den Neuanfang im Westen als Chance nutzen. Wollte nicht an Werten festhalten, die in ihrer früheren Heimat vielleicht Gewicht hatten - einer Heimat, an die sie kaum Erinnerungen gehabt haben dürfte, die sie mit drei Jahren verlassen hat.

Sie wollte sich anpassen, statt sich abzugrenzen.

Ihrem Bruder hat das nicht gepasst, er sah die Ehre der Familie verletzt - und hat sie abgestochen wie ein Schwein.

Ich höre schon die Verteidigung:
Der Täter ist selbst Opfer seiner eigenen ethnischen Herkunft.

Okay, man kann sich leicht vorstellen, daß in Afghanistan die Sippe nur überleben kann, wenn sie zusammenhält. Tanzt da jemand aus der Reihe, so ist er für die anderen wertlos und kann getötet werden. Ja, er muß sogar getötet werden, um potentielle Nachahmer abzuschrecken, denn sonst bricht die Sippe auseinander. Das gilt natürlich nicht nur für Afghanistan, sondern auch für viele weitere menschenrechtlich völlig unterentwickelte Länder, Türkei eingeschlossen.

Dieser Täter aber ist kein Opfer.

Er lebte bereits seit 13 Jahren in Deutschland, hat sich sogar einbürgern lassen, hat jahrelang alle Vorzüge unserer Gesellschaft gern angenommen, vor allem jene unseres Rechtssystems, denn trotz vielfacher Straftaten wurde er nie ernsthaft verurteilt. Er hat die Vorteile der westlichen Welt gern mitgenommen, doch die damit verbundenen "Nachteile" (so muß er es empfunden haben, daß selbst seine Schwester Freiheiten hatte) wollte er nicht in Kauf nehmen.

Dieses menschenverachtende Subjekt hat etwas ganz Wesentliches nicht kapiert in seinem Leben: daß nämlich der Wert eines Menschen nicht von dessen Geschlecht, Rasse, Religion oder Herkunft abhängt, sondern einzig und allein von seinen Taten. Und dieses Stück Dreck hat sich gerade vollständig entwertet.

Freitag, 16. Mai 2008

Birma und die UNO

Die Situation ist absurd - da sterben über hunderttausend Menschen und noch mehr werden obdachlos, es droht durch Seuchen ein weiteres hunderttausendfaches Sterben, doch die Welt schaut zu, weil ein paar gestörte Vollpfosten mit lustigem Lametta auf den Schultern "ihr" Land lieber gegenüber allen anderen abschotten.

Stell Dir vor, Menschen krepieren, und keiner geht hin...

Ich möchte mich mit dieser Situation auseinandersetzen und aufzeigen, daß die UNO kein Recht hat, wegzuschauen, und daß kein Land der internationalen Staatengemeinschaft für sich in Anspruch nehmen darf, keine Möglichkeiten zu haben. Niemand wird später behaupten dürfen, man habe das wahre Ausmaß nicht abschätzen können - denn die Erfahrungen liegen, gerade für uns Deutschen, viel näher, als man denkt.


Die "Regierung" von Birma (es fällt mir schwer, bei einer nicht demokratisch legitimierten Militärjunta von Regierung zu sprechen...) bittet die Staatengemeinschaft um Hilfsgüter, will diese aber lieber selbst verteilen, und viele Staaten gehen (vermutlich auch zu Recht) davon aus, daß der weitaus größte Teil der gelieferten Hilfsgüter in einem Sumpf aus Korruption, Vetternwirtschaft und Eigennutz schlicht versickert, mithin bei den Betroffenen gar nicht ankommt. Das wäre dann keine Hilfe für die Opfer des Wirbelsturms, sondern würde lediglich die Machtstellung des Regimes weiter ausbauen. Man kann wohl davon ausgehen, daß regimekritische Bürger keine Hilfen erhalten, während systemtreue Birmesen aufgewertet werden. Das kann nicht Ziel internationaler Hilfe sein, insofern scheint es richtig, lieber keine Lieferungen vorzunehmen, solange nicht auch die Verteilung wenigstens unter internationalem Einfluß steht.

Eine UN-Resolution mit dem Ziel, Hilfe für die tatsächlich Betroffenen zu ermöglichen, wurde von China und Russland im Sicherheitsrat blockiert mit der Begründung, die internationale Staatengemeinschaft habe nicht das Recht, sich in innere Angelegenheiten eines Landes einzumischen.

Nun ist die UNO ja unter den Eindrücken des II.Weltkrieges gegründet worden. Nachdem ein geisteskranker Staatsmann zunächst in seinem eigenen Land, später in ganz Europa und darüber hinaus den großen Genozid veranstaltet hat, während die anderen Staaten so lange zugeschaut und abgewartet haben, bis sie selbst in den Strudel des Krieges hineingezogen wurden. Auch damals war eines der Argumente, man dürfe sich nicht in innere Angelegenheiten eines Landes einmischen - daneben war man überzeugt, den deutschen Despoten durch Beschwichtigungspolitik ("Appeasement") irgendwie im Zaum halten zu können.

Man mag sich einmal vorstellen, was passiert wäre, wenn diese Politik geglückt wäre. Es wäre vielleicht nie zum II.Weltkrieg gekommen, weder Polen noch Frankreich wären angegriffen worden, Deutschland reichte bis heute "von der Maaß bis an die Memel" - aber Juden, Zigeuner, Homosexuelle, Sozialdemokraten und weitere mißliebige Bevölkerungsgruppen gäbe es in diesem Land nicht mehr. Demokratische Strukturen wären uns Deutschen so geläufig wie die Struktur des Universums jenseits von Alpha Centauri. Das nationalsozialistische Regime würde wohl alles tun, um die Wahrnehmung der tatsächlichen Verhältnisse in unserem Land durch ausländische Beobachter zu unterbinden. Vielen Menschen hierzulande würde es reichlich dreckig gehen, denn daß Macht korrumpiert ist keine Besonderheit von afrikanischen, asiatischen oder südamerikanischen Mentalitäten, sondern liegt in der Natur des Menschen an sich. Ich verweise dazu auf die - ebenfalls aktuelle - Diskussion zur neuerlichen Diätenerhöhung.

Vieles, was uns heute selbstverständlich erscheint, iPod und Internet, freie Wahlen, Reise- und Meinungsfreiheit, soziale Grundsicherung und Schutz vor staatlicher Willkür, das alles gäbe es hier ebensowenig wie in Birma - und kein anderer Staat hätte die Traute, wirklich einzugreifen und die Verhältnisse zum Menschenwürdigen zu verändern oder auch nur im Falle einer großen Katastrophe Unterstützung zu leisten.

So ist es - bei allem Leid und Verderben durch den Krieg dennoch gottlob - nicht gekommen, aber das lag nicht an den anderen Ländern auf diesem Planeten, sondern lediglich daran, daß die Truppe geistesgestörter Staatslenker auch einen Hang zum Größenwahn hatte und ihre Politik somit eben nicht eine innerstaatliche Angelegenheit blieb.

Nach meinem Verständnis darf sich die Geschichte nicht wiederholen. Das Recht aller Menschen auf Leben, körperliche Unversehrtheit und Würde, auf dem unsere Verfassung und auch die Verfassungen der meisten anderen (zumindest der westlichen) Länder aufsetzt, dieses Recht gebietet es, einem Regime entschlossen entgegenzutreten, wenn es sich um die Belange seiner notleidenden Bevölkerung nicht adäquat kümmert. Dies war einer der wesentlichen Aspekte zur Gründung der UNO, und wenn selbst so simple und im Prinzip unpolitische Dinge wie die international übernommene Hilfeleistung bei einer Katastrophe nicht möglich sind, dann brauchen wir auch die UNO nicht. Denn dann hat sie versagt.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Ansichten eines Fischkopp's

Jawoll, ich bin ein Fischkopp, ein Nordlicht, ein waschechter Buttje.

Wohl fühlen kann ich mich nur, wenn die nächste größere Wasserfläche in weniger als einer Stunde zu erreichen ist - und mit "größer" meine ich mindestens Ostsee. (Um genau zu sein: die Elbe ist für mich die Grenze zwischen Balkan und Baltikum, und ich überquere sie lieber in Süd-Nord-Richtung als umgekehrt.)

Meine Gedanken und Ansichten sind manchmal etwas "special", aber ich halte sie inzwischen für so enorm wichtig, daß ich sie nicht mehr für mich behalten will. Wer sich darüber auskotzen mag, der tue dies in Kommentaren, aber bitte: immer nett und freundlich (Pflicht) und auf möglichst witzige Art und Weise (Kür), denn ich liebe die Sprache fast mehr als das Meer...