Montag, 29. September 2008

Fünfzig plus x

Wer jemanden nach 4 Litern Bier noch für fahrfähig hält, ist einfach nur gefährlich.

Es mag dahingestellt sein, ob die nun fehlenden Wählerstimmen der CSU abhanden gekommen sind, weil sich potentielle Wähler auf ihren Ministerpräsidenten verlassen haben und mit 2,8 Promille gegen den nächsten Baum genascht sind, oder ob der Rest des Bergvolkes einfach nur Angst vor einer Zukunft voller volltrunken fahrender "gestandener Mannsbilder" hatte.

Die Herrn Beckstein und Huber haben ihr Wahlziel "50 plus x" jedenfalls erreicht, auch wenn x negativ ist.

Daß ein negatives x eine Gleichung trotzdem manchmal aufgehen läßt, lernt heutzutage jeder Fünftklässler in Mathe. Und in Musik dazu passend: "Freude schöner Götterfunken"...

Dienstag, 23. September 2008

Da kannste echt nur kotzen...

Heute las ich mit Erschrecken, wie unfair das deutsche Steuerrecht ist.

Ja nee, nicht daß mir das jeden Monat wieder selbst auffällt, wenn ich meinen Lohnzettel in den Händen halte.

Nein, diesmal geht es um die wirklich Benachteiligten im deutschen Steuersystem.

Also um Menschen, die mit harter körperlicher Arbeit nicht genug Geld verdienen können, um auch nur halbwegs über die Runden zu kommen. Um Menschen, die zusätzlich noch (meist sogar mehrere!) Nebenjobs ausüben müssen, weil sie sonst wirklich darben müssten.

Und da ist es so, daß das deutsche Steuerrecht so etwas kennt wie "Welteinkommen" - was nichts anderes bedeutet, als daß es dem Fiskus hierzulande ganz gleich ist, wo man sein Geld verdient - es wird alles zusammengezählt und muß, wenn man in Deutschland seinen Wohnsitz hat, auch hier versteuert werden.

Klar, wer hier lebt, nutzt die hiesige Infrastruktur, ihm stehen alle Vorteile zu, die Deutschland seinen Bürgern so zu bieten hat . Wer hier leben darf, der hat es schon nicht soo schlecht getroffen. Irgendwas ist ja immer, aber wo ist schon alles perfekt? Also sollte, wer hier die Vorteile nutzen will, auch dafür Steuern zahlen, das ist schon irgendwie fair.

Aber jetzt mal ehrlich - wenn jemand schon mehrere Jobs ausübern muß, um mit seinem Leben klar zu kommen, dann kann ihm die Gesellschaft doch auch ein bißchen entgegen kommen, oder? Muß denn so jemand unbedingt den Höchststeuersatz auf die gesamte Summe seiner Einnahmen zahlen?

In dem Artikel, den ich gerade las, ging es zum Beispiel um Profi-Fußballer. Logisch, mit den paar Millionen im Jahr kommt man nicht weit, da müssen noch ein paar Werbeverträge her, die das Jahreseinkommen wenigstens in den zweistelligen Millionenbereich bringen. Und da habe ich vollstes Verständnis, daß diese Menschen nicht auch noch die Hälfte dieses Geldes an den Staat abgeben wollen.

Denn nur so gaaanz wenige Millionen Jahresnetto, da kannste nicht groß von essen.
Da kannste echt nur kotzen...

Freitag, 12. September 2008

Herbeiführung eines Weltunterganges

Seit Tagen ist das europäische Kernforschungszentrum CERN überdurchschnittlich in den Medien präsent, hat man doch dort den weltweit größten Protonenbeschleuniger entwickelt und inzwischen auch in Betrieb genommen.

Dies hat eine in der Schweiz lebende Kölnerin gerichtlich zu unterbinden versucht mit der Begründung, es bestünde die Gefahr eines Weltunterganges (sie ist gescheitert).

Nun bin ich ja kein Atomphysiker, aber ein paar Grundlagen sind von damals ja doch hängen geblieben. So zum Beispiel, daß es "schwarze Löcher" gibt, die aufgrund ihrer extrem großen Masse alles in ihrer Umgebung anziehen. Sogar das Licht, deswegen sind diese "Löcher" ja schwarz.

Ganz nebenbei: ich bezweifle das noch ein wenig, weil ich in meinem persönlich Umfeld drei Leute haben, die auch aus extrem viel Masse bestehen - und seit Jahren solo sind. ;-)

Nun denn, die Überlegung (bezüglich CERN jetzt wieder) geht ja so: wenn dort Protonen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit (99,999997% sind es wohl) aufeinandergeschleudert werden, könnten die sich "vereinigen" und dadurch zu einem einzigen Teilchen mit der doppelten Protonenmasse werden. Ich stelle mir dazu zwei Smart's vor, die mit jeweils 160 km/h ungebremst gegeneinander krachen - was dabei herauskommt, ist im wesentlichen auch nur ein Teil (auch, wenn es nicht unbedingt nach Smart aussieht, aber was für ein Gebilde bei der Verschmelzung zweier Protonen entsteht, ist ja auch noch nicht ganz klar).

Durch die bloße Existenz eines einzigen Teilchens mit doppelter Protonenmasse - so die Befürchtung - könnte ein Mini-Schwarzes-Loch entstehen, das sich durch die Absorption weiterer Masse vergrößert und schließlich die ganze Welt verschluckt.

Und diese Befürchtung ist ja auch nicht unbedingt von der Hand zu weisen, wenn man bedenkt, daß es im Weltall viele solcher schwarzen Löcher gibt (das der Erde nächste soll etwa 1.200 Lichtjahre entfernt sein) und sich das All trotzdem beständig weiter ausdehnt...

Nun entstehen diese schwarzen Löcher im All jedoch beim Kollabieren von Sternen. Ein Stern (eine Sonne also) erreicht irgendwann ihr natürliches Lebensende, der Brennstoff geht zur Neige. Dabei wird sie immer größer und größer, es entsteht ein "roter Riese" (nicht: rosa Riese, die T-Com ist hier mal aus Versehen nicht beteiligt. Glaube ich jedenfalls...). Und dieser rote Riese fällt irgendwann in sich zusammen wie beim Erlöschen einer Flamme, er kollabiert und es entsteht ein schwarzes Loch.

Und jetzt kommts: ich habe nicht die geringste Ahnung, wie viele Protonen da in sich zusammenstürzen, um ein geeignetes Schwarzes Loch zu bilden, aber ich bin sicher, daß es ein paar mehr sind, als man im CERN so zur Verfügung hat.

Wie sagte einer der CERN-Wissenschaftler so schön?
"Wir denken nur in Wahrscheinlichkeiten. Natürlich könnte ein Schwarzes Loch entstehen, das ausreicht, um die Erde zu verschlucken. Aber mit der gleichen Wahrscheinlichkeit könnte der Beschleuniger auch anfangen, blaue Dinosaurier zu produzieren. Es ist nichts ausgeschlossen, weil wir prinzipiell alles für möglich halten müssen, aber einige Dinge sind doch so extrem unwahrscheinlich, daß wir sie ohne schlechtes Gewissen vernachlässigen können."

Ich bin überzeugt, daß der Mann recht hat. Naja, und wenn nicht? Sollte die Erde tatsächlich durch so einen Versuch untergehen, ist auch niemand mehr da, der sich darüber Gedanken machen könnte.

Einzig die Besatzung der ISS würden womöglich übrigbleiben - und hätte dann die Aufgabe, zu einem anderen Sonnensystem aufzubrechen, um eine neue Zivilisation zu gründen. Leider werden sie es bis dorthin nicht schaffen, weil der WARP-Antrieb noch nicht erfunden ist.

Und genau DAFÜR brauchen wir jetzt erstmal den Protonenbeschleuniger.

Donnerstag, 11. September 2008

Wenn einer eine Reise tut...

...dann kann er was erleben:

Dienstag, 14:30 Uhr, ICE Hamburg-Frankfurt, irgendwo zwischen Göttingen und Kassel.

"Guten Tag, hier jemand zugestiegen? Die Fahrscheine bitte..."

Die Dame schräg gegenüber kramt umständlich in ihrer Handtasche (auch so ein Phänomen - Außenmaße etwa 15 x 15 x 5 Zentimeter, Innenraum scheinbar etwas mehr als 3 Kubikmeter...) und findet nach kurzer Zeit (gefühlt zweieinhalb Lichtjahre) den gesuchten Fetzen Papier.

"Oh, wie es ausschaut, sind sie zu weit gefahren."

"Wie jetzt - zu weit? Ichbin doch gerade erst eingestiegen."

"Aber der Fahrschein ist nur bis Göttingen ausgestellt. Sehen Sie hier: Rückfahrkarte Göttingen-Hamburg. Und in Göttingen waren wir bereits."

"Sie wollen mich auf den Arm nehmen, ja? Natürlich war der Zug schon in Göttingen. Jetzt fahre ich nach Hamburg."

"Dann sind Sie im falschen Zug - dieser hier fährt nach Frankfurt."

"Ja, ich weiß. Ich wollte in Frankfurt noch meine Schwägerin besuchen und dann weiter nach Hamburg."

Im weiteren Verlauf stellte sich die Dame dann als zunehmend incomplient heraus - sie wollte partout nicht einsehen, warum eine Fahrt von Göttingen nach Hamburg teurer sein soll, wenn man über Frankfurt fährt. Der Schaffner erklärte ihr mit Engelsgeduld (Respekt!), daß die Strecke ja viel weiter sei und sich der Fahrpreis nunmal nach der Beförderungsstrecke bemisst.

Ich war ja schon am überlegen, ob ich nicht nächstes Mal auch einfach ein Ticket Rendsburg-Neumünster erwerbe und dabei einen kleinen Abstecher nach Stuttgart mache - das ist viel billiger und "upps?" kann ich auch. Aber letztlich hat sich der Bahnmann dann doch durchgesetzt, vielleicht ist die Idee dann doch nicht so gut... ;-)

Montag, 1. September 2008

Höchstmaß an Schwachsinn oder coole Anregungen?

Gerade habe ich mir die Zeit genommen, mal die ersten fünf Folgen einer neuen RTL-Serie zu schauen: "112 - Sie retten Dein Leben".

Die Serie kommt in Fachkreisen unglaublich schlecht weg - wer auch immer etwas von der Arbeit bei Polizei, Feuerwehr oder im Rettungsdienst versteht, regt sich maßlos auf über ein Höchstmaß an Schwachsinn. Naja, fast jeder. Ein paar Kollegen tun das ganze in ihrer Not auch als Comedy ab (wenngleich ich der Meinung bin, daß das alles selbst für eine Comedy-Serie zu schlecht ist).

Aber man kann auch Gutes sehen!
Wirklich!

Wenn man mal die kleinen Regiefehler ausblendet, wie die Tatsache, daß bei jedem Einsatz neue, leuchtrote Feuerwehrautos ausrücken, die auf wundersame Weise an der Einsatzstelle plötzlich dunkelrot und alt aussehen. Oder diese Einstellung in Folge 5, wo in der Fahrzeughalle plötzlich deutlich "Feuerwehr Wuppertal" auf den Autos zu lesen ist, die dann, nach dem Farbwechsel von leucht- nach dunkelrot, alle Düsseldorfer Kennzeichen tragen.

Auch die für uns Rettungsprofis völlig ungewohnte Situation einer Alles-in-allem-Wache unter gemeinsamer Leitung eines Ersten Hauptkommissars und eine ständig in die taktische Führung von Einsätzen eingreifende Verwaltungschefin - das muß man doch gar nicht groß kommentieren. Keine Serie lebt von 100%ig realistischen Inhalten und selbst das sogenannte "Reality-TV" wirkt bisweilen hochgradig gestellt. Schwamm drüber.

Viel besser ist da schon das tägliche "Miteinander" der Kollegen an der Wache. Chef poppt Rettungsassistentin, Verwaltungschefin nervt alle, alle mobben Kommissar, Sekretärin stellt ihr Titten zur Schau. Das ist doch das, was wir jeden Tag im Dienst erleben, da wurde nicht in die "Kiste der Phantasie" gegriffen, das ist authentisch! Und wenn mal jemand Feierabend macht, kommt auch kein anderer - sollte es doch noch zu einem Einsatz kommen, ist der Kollege gleich wieder dabei - ehrlich, das sind doch WIR! Immer engagiert, immer im Dienste der Allgemeinheit. Sowas ist gut.

Was mir aber wirklich richtig gut gefällt an der Serie, das sind die Anregungen für die Praxis, die man so mitbekommt. Dieses Gefühl, sich in über 10 Jahren Berufsrettung eben doch nicht getäuscht zu haben, wenn man manchmal dachte: das muß doch irgendwie anders gehen, irgendwie besser halt.

Und tatsächlich:

Warum schleppe ich seit vielen Jahren immer diese sauschweren EKG-Defi-Einheiten mit mir herum, wenn eine gut ausgebildete Frau Paramedic das Kammerflimmern mit dem Stethoskop erkennt und mit Salzlösung behandelt? Ich hab's immer schon gewusst: gute Ausbildung kann diesen ganzen High-Tech-Schnickschnack wunderbar ersetzen!

Warum schickt meine dämliche Leitstelle zu Verkehrsunfällen mit mehreren Verletzten immer gleich mehrere RTW's? Einer reicht doch völlig aus!

Wozu hantieren diese Blödiane von der Feuerwehr immer umständlich mit Hebekissen, Pallhölzern, Seilwinden und so herum, wo wir doch Hubschrauber haben? Selbst Frau Dr. Verwaltungsdirektorin würde doch einsehen, daß ein einzelner Hubschrauber trotz allem billiger ist, als jede Popelwehr mit diesem überzüchteten Hebeschnickschnack auszustatten.

Aus welchem verdammten Grund sabbel ich mir ständig den Mund fusselig mit umständlichen Fahrzeugbezeichnungen wie "zweiundzwanzig-dreiundachtig-fünf" oder "sechsundsiebzig-zwoundachtig-eins", obwohl wir doch alle von unseren lieben Eltern einen Vornamen mitbekommen haben?

Was soll diese unglaubliche Verschwendung von Steuergeldern für (raumluftunabhängige) Preßluftatmer, wenn man doch ganz gefahrlos in einer kohlenmonoxydverseuchten Wohnung in aller Ruhe Patienten versorgen kann?

Nein, "112 - Sie retten Dein Leben" ist weder eine völlig unrealistische Actionserie, noch ist es Comedy - es ist eine ganz neue Art der Reportage, die uns Profis die Augen öffnen sollte für die ganzen kleinen und großen "Standards", die sich bei uns über die Jahre eingeschlichen haben, weil mal jemand meinte, eine gute Idee zu haben - die aber in Wahrheit nicht als unnötiger Ballast sind.

Das einzige, was mir etwas unrealistisch vorkommt, ist dieser komische Zivi, der die gestandenen Rettungshelden beim Poker abzockt.

DAS würde ich mir NICHT bieten lassen.