Donnerstag, 1. Oktober 2009

Deutscher Tolerantismus

Vor einem guten Dreivierteljahrhundert ließ sich das Deutsche Volk von einem geisteskranken Fanatiker dazu verleiten, Intoleranz als oberste Maxime anzuerkennen, als todbringendes Programm zu zelebrieren.

Nach dem bitteren Erwachen '45 erkannte man allmählich, wie groß die Schuld war, die man auf sich geladen hatte, und wie dringend nötig es sein würde, von der maximalen Intoleranz aus sich zum Gegenteil zu wenden.

Und weil nun das Deutsche Volk in seiner ureigensten Art stets bestrebt ist, die Dinge besonders gründlich zu tun, entwickelte sich eben nicht einfach nur ein tolerantes Volk, nein - die Deutschen gebaren den Tolerantismus.

Tolerantismus bedeutet, daß die eigenen Interessen nicht nur gleichwertig mit jenen der anderen gesehen werden, sondern daß die eigenen Interessen geradezu verleugnet werden, sobald sie jene anderer Völker oder Gemeinschaften einschränken könnten.

Im täglichen Leben bedeutet das, daß in einer deutschen Schule eher die Kruzifixe entfernt werden, weil sich Menschen nichtchristlichen Glaubens daran stören, als daß Kopftücher verboten würden.

Tolerantismus führt auch dazu, daß muslimische Schüler vor Gericht das Recht auf ihr Gebet auch während der Schulzeit erstreiten können, weil das Interesse des Deutschen Volkes nach Integration weniger zählt.

Von der Tatsache abgesehen, daß meines Erachtens Religion und Glaube sowieso nichts weiter tun, als diese Welt immerfort neu in Not und Elend zu stürzen, sehe ich die gleiche Gefahr beim Tolerantismus.

Tolerantismus ist auch eine Art von Fanatismus, eine Form der freiwilligen Einschränkung des eigenen Denkens und der eigenen Urteilsfähigkeit, eine Form der Abkehr vom gesunden Menschenverstand, vom rechten Maß.

Aber wie Deutschen haben ja reichlich Erfahrung damit, geistesgestörten Demagogen hinterherzulaufen - egal, ob sie sich nun "Hitler", "Benedict XVI" oder "Imam sonstwie" nennen - wir werden wie üblich blind ins Verderben rennen.