Samstag, 17. Januar 2009

Wie jetzt - verbrannt...?

Die Banken haben in den letzten Monaten Unsummen von Geldern verbrannt - Gelder, die den Anlegern gehörten. Damit haben die Banken ihre Anleger schwer geschädigt und es ist eine weltweite Krise entstanden.

Ich stelle mir das gerade vor: ich bring mein Geld zur Bank, reiche dem Mann hinter dem Schalter vielleicht ein paar Hunderter, und der hat nichts besseres zu tun, als meine hart erarbeiteten Scheinchen anzuzünden.

Natürlich ist es nicht so. Die Geldmenge ist insgesamt prinzipiell gleich geblieben. "Prinzipiell" deswegen, weil es natürlich immer leichte Schwankungen gibt. Hier verbrennt tatsächlich aus Versehen mal ein Scheinchen, dort wird eine 5-Cent-Münze an einem Touristen-Neppomanten "umgeprägt", so daß statt des Eichenblattes nun der Leuchtturm von Amrum zu sehen ist - und gleichzeitig werden ständig neue Scheine gedruckt und neue Münzen geprägt, zumal auch die Banken solche Scheine/Münzen einziehen, die erkennbar ihr Lebensende erreicht haben. Natürlich bekommt der Kunde davon nichts mit, dafür gibts dann neues Geld.

Nein nein, in Wirklichkeit ist es doch so, daß sich Bank A von Bank B Geld leiht. Und dafür hat Bank B Zinsen zu bekommen. Bank B leiht sich von Bank C Geld und verspricht ihr dafür ebenfalls Zinsen.
Plastisch: Bank B leiht Bank A 10 Millionen Euro und bekommt dafür das Versprechen, 10 Millionen Euro und 1 Million Euro Zinsen zurückzukriegen. Nun leiht sich Bank B bei Bank C 11 Millionen Euro und gibt als Sicherheit an, daß sie ja eine Forderung gegen Bank A über 11 Millionen Euro hat.

Ergo hat nun Bank C gegen Bank B eine Forderung über 11 Millionen Euro und zusätzlich noch eine Million Euro Zinsen. Das Spiel geht immer so weiter, bis - ja, bis Bank A feststellt, daß sie das ursprünglich geliehene Geld nicht zurückzahlen kann. Dann beginnt der Dominoeffekt: A zahlt nicht an B, und darum kann B nicht an C zahlen, C nicht an D, D nicht an E, und immer so weiter.

Plözlich jammern alle Banken, daß sie kein Geld mehr haben, und Leute behaupten, sie hätten es "verbrannt", weil sie Kredite gewährt haben, die nun nicht zurückgezahlt werden.

Was aber ist wirklich passiert? Abgesehen davon, daß in meinem Beispiel die 10 Millionen Euro, um die es eigentlich geht, nach und nach "substituiert" wurden (jeder hat sich den Betrag vom Nächsten geliehen) und somit an sich nur die letzte Bank in der Kette (Bank Z) einen Verlust von 10 Millionen Euro hat (das Geld wurde von Bank A irgendwie ausgegeben), fehlen jedem anderen Glied in der Kette nur die versprochenen Zinsen. Die jedoch sind noch zu keinem Zeitpunkt real in Erscheinung getreten.

Die Zinsen waren immer nur versprochen, sie waren nie wirklich da. Aber sie standen natürlich in allen Büchern immer drin (weil das auch so Vorschrift ist). Und nun sind es Forderungen, die ausgebucht werden müssen, was faktisch einen Verlust darstellt - einen Verlust von etwas, das man nie gehabt hat...

Tja, und wo ist das Geld nun wirklich hin? Also das reale, denn wie gesagt, die Zinsen waren nie real vorhanden. Das ist irgendwo in die Wirtschaft geflossen, denn was wird Bank A wohl anderes mit der ganzen Kohle gemacht haben, als sie Privatleuten und Firmen zu leihen, die damit irgendetwas bezahlt haben. (Hätten sie das nicht, müssten sie das Geld ja noch haben und könnten es an Bank A zurückzahlen - dann aber wäre Bank A nie zahlungsunfähig geworden sondern hätte ihre Schulden bei Bank B gezahlt und die ganze Kette wäre nie in Gang gekommen.)

Klar - es müssen nicht immer Banken sein. Insbesondere "Bank Z" ist oft genug die Summe aller "Anleger", denen nun tatsächlich Geld fehlt. Aber warum haben die das Geld angelegt? Weil sie MEHR Geld haben wollten. Mehr haben zu wollen, ohne selbst was dafür zu tun, ist aber immer mit Risiko behaftet - naja, und nun hat sich dieses Risiko verwirklicht.

Was ist also die traurige Wahrheit? Es wurde kein Geld vernichtet, verbrannt schon gar nicht, sondern es wurde nur und ausschließlich Vertrauen vernichtet. Denn das Geld, das jetzt tatsächlich "fehlt", ist längst in den Wirtschaftskreislauf geflossen, und das Geld, das angeblich fehlt, die Zinsen nämlich, dieses Geld hat es nie gegeben. Sprich: wenn man sich die realen Verluste anschaut, dann sind die längtst nicht so groß, wie alle glauben.

Und statt uns Bürgern diesen Zusammenhang deutlich zu machen, beballern unsere Politiker uns mit mehr oder weniger dubiosen Ideen, wie sie denn - scheiß auf die Neuverschuldung - unsere Steuergelder ein wenig verschwenden können. Ich bezweifle, daß die Reaktionen ähnlich umfangreich ausfallen würden, wenn die nächste Wahl noch drei Jahre entfernt wäre und nicht nur neun Monate...

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