Dienstag, 16. Dezember 2008

Letzte Nacht...

Dienstbeginn auf der Rettungswache meines Vertrauens um 18:00 Uhr.

Fahrzeug gecheckt bis 18:30 Uhr.

Abendessen zubereitet und verspeist bis 19:30 Uhr.

Ferngesehen bis 22:45 Uhr.

Zustand der entspannten Einsatzbereitschaft bis 07:45 Uhr.

Ablösung "Guten Morgen" gewünscht um 07:50 Uhr.


Fahrtkosten (zu Hause --> Rettungswache und zurück): 2 Euro.

Abendessen (Pasta al Tonno): 6 Euro.

Durchgeschlafene Nacht: UNBEZAHLBAR...

Montag, 1. Dezember 2008

Advent, Advent...

Ich mag Weihnachten nicht. Und erst recht hasse ich die "Vorweihnachtszeit", die ja üblicherweise bereits im September beginnt, wenn die ersten eingeschmolzenen Schoko-Osterhasen als Weihnachtsmänner verkleidet bei den einschlägigen Discountern auftreten.

Ab diesem Zeitpunkt wird es immer schlimmer - die Verkaufsflächen, die mit allerlei weihnachtlichem Schnickschnack angereichert werden, breiten sich immer mehr aus, irgendwann gesellen sich erste Tannbäume hinzu und es werden die ersten Weihnachtslieder gedudelt. Dann ist aber bereits Oktober...

Nunmehr haben wir den ersten Advent hinter uns, und jetzt gibt es endgültig keine Gnade mehr. Die Stadt ist voll mit irgendwelchem mehr oder weniger geschmacklos geschmücktem Grünzeug, überall tönt es "Stille Nacht" oder "Vom Himmel hoch". Rotverkleidete Weißbartträger schleichen mit Sammeldosen durch die Gegend und bitten jeden um sein Bestes - sein Geld - für irgendwelche dubiosen Zwecke. Versprengte Rettungshundeführer vom ASB sammeln Futterspenden, weil ihre vierbeinigen Freunde sonst wohl nix zu Weihnachten bekommen, und selbst im Fernsehen laufen diese widerlichen, emotionsschwangeren Christmas-Schmonzetten, unterbrochen allenfalls durch den Coca-Cola-Weihnachtstruck...

Zum kotzen ist das.

Am schlimmsten aber - und das ist wohl auch der Grund für meine Abneigung gegen diese Jahreszeit - am schlimmsten ist dieses allgegenwärtige gegenseitige Liebhaben. Kein böses Wort, keine klare Kritik, schließlich ist bald das Fest der Liebe und des Friedens. Unehrliches Geschleime hat mich schon immer rasend gemacht.

Ja, auch ich werde dieses Jahr, wie immer, ein paar Weihnachtsgeschenke für meine Liebsten kaufen. Ich werde mir dazu Zeit nehmen, damit es auch Dinge sind, die "von Herzen kommen", und diejenigen, die ich nicht mag, die bekommen auch nichts. Auch werde ich wenigstens einmal, wie immer, den örtlichen Weihnachtsmarkt besuchen und mich mit Hochprozentigem anreichern, das, in einem widerlich-weihnachtlichen Becher mit aufgekochtem Fusel vermengt, selbigen halbwegs trinkbar macht.

Aber das wars denn auch. Am 24.12. beginne ich um 16:00 Uhr meinen 24-Stunden-Dienst, wobei ich einen freundlichen Familienvater drei Stunden früher ablöse, auf daß er zu Hause unterm Baum leiden kann, und wenn ich am 25. um 19 Uhr Feierabend mache tüdel ich mir einen an, geh früh schlafen und steh am 26. um sieben wieder in der Wache. Herrlich.

Denn das einzige, was mir an Weihnachten Spaß macht, sind die vollgefressenen Spacken im Wohnzimmer, die vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren, daß Weihnachten auch scheiße sein kann - wenn wir Opa unterm Baum nicht wiederkriegen und ihn deshalb an die "Schwarze Gang" übergeben müssen.

Und dann ists vorbei und ich habe wieder neun Monate lang meine Ruhe. Yeah!

Donnerstag, 20. November 2008

Wichtig kommt von Wicht - oder etwa nicht?

ICH HASSE ES !!!

Da kämpft man jahrelang dafür, das Bild ehrenamtlicher Helfer (in diesem Fall einer großen weltumspannenden Hilfsorganisation) in der Öffentlichkeit so zu verdrehen, daß es wenigstens ansatzweise professionell wirkt.

Man sabbelt sich abendelang und fast jedes Wochenende den Mund fusselig, daß freiwillige Helfer auch nicht unbedingt schlechter sind als ihre hauptberuflichen Kollegen. Manchen fehlt vielleicht etwas Routine, aber dafür sind sie meist mit viel mehr Engagement bei der Sache. Und neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit stehen sie alle im Hauptjob ihren Mann bzw. ihre Frau.

Und dann das:
Ich war mir so sicher, daß Heinz* mich verstanden hat. Ja, er stieß sogar ins gleiche Horn und verblies ebenso wie ich überall die gleiche Kunde. Doch vorbei wars, als er einen Posten bekam. Plötzlich war er wichtig, man musste ihn fragen, was getan werden soll. Und wie das denn so ist, denkt man mal nicht dran und hat rummsdibums den größten Streß am Hals.

In der Sache selbst sind wir uns einig, das haben wir schon geklärt - es geht nur darum, daß ich nicht gefragt habe. Natürlich hätte er zugestimmt bei dem, was ich vorhatte, aber fragen hätte ich halt müssen - stattdessen habe ich mich auf frühere Aussagen von ihm verlassen und wußte daher auch ohne zu fragen, was er meint und denkt.

Lieber Heinz*, Du bist jetzt ganz doll wichtig.

Und "wichtig" bedeutet "wie ein Wicht sein" - bei Dir fällt mir dazu nur dieser komische Zwerg ein, der in der Hochzeitsnacht um seine 1,80-Frau herumtanzt und immer wieder ruft "alles mein - alles mein..."


*alle Namen geändert...

Mittwoch, 5. November 2008

Möge der Bessere gewinnen...

Es ist vollbracht - die Wahl ist entschieden.
Mr. Obama ist der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Und die Welt freut sich mit ihm.
Warum?

Die wenigsten Menschen, die ich kenne, haben sich jemals mit den Problemen in den USA auseinandergesetzt. Die wenigsten wissen, wo die Amis der Schuh drückt, und die Überlegungen, was wohl am besten zu tun ist, bleiben (logischerweise) erst recht unscharf. Die meisten plappern nur nach, was sie irgendwo aufgeschnappt haben; wer das mal hinterfragt, stößt schnell auf Stirnrunzeln und auf Gesichter voller Fragezeichen.

Und doch kenne ich niemanden, der nicht "für Obama" gewesen wäre.

Ich gebe gern zu, daß auch ich mich nicht als Experten für die Probleme der USA sehe, geschweige denn, daß ich die Lösungen kenne. Aber darum geht es an sich auch gar nicht.

Was mich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder beeindruckt - und auch geängstigt - hat, ist folgendes: Menschen in aller Welt ergreifen das Wort für Barack Obama, aber nicht, weil er die besseren Ideen hat oder die besseren Lösungen hat, sondern weil er ein "Farbiger" ist.

Ich habe nichts gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe, um Gottes Willen, nein! Aber wenn jemand schon allein aufgrund der Tatsache, daß er nicht weiß ist, so viele Sympathien erntet, ohne daß sich die Menschen mit der Person an sich und den Ideen beschäftigen, dann finde ich das erschreckend.

Vielleicht ist er ja wirklich der bessere Präsident, mag sein. Und ich gönne ihm den Wahlsieg und wünsche ihm viel Glück und Erfolg im Amt. Aber genauso, wie Rasse, Religion, ethnische Herkunft, Geschlecht etc. kein Argument sein dürfen, jemanden zu diskriminieren, genau so dürfen dies alles keine Argumente sein, ihn auf ein Podest zu heben.

Viele Menschen in meiner Umgebung, die sich aufgrund der Hautfarbe für Obama ausgesprochen haben, lehnen es ebenso strikt ab, wenn eine gute Stelle an eine Frau vergeben wird, nur weil sie eine Frau ist - bei solchen Entscheidungen fordern sie vehement, daß der- bzw. diejenige die Stelle bekommt, der/die besser geeignet ist. Und das ist auch gut so.

Möge der Bessere gewinnen - dieser Wunsch sollte nicht nur im Sport gelten.

Montag, 13. Oktober 2008

Experten...

Es ist schon erstaunlich - da gilt es ein kniffliges Problem zu lösen, und man läßt Experten ran. Dabei hört man es doch schon als Kind, wenn man gerade wieder so richtig was verbockt hat: "Na, Du bist mir ja ein Experte...!"

Also, wenn ich ein Problem zu lösen habe, frage ich keine Experten, sondern jemanden, der sich auch damit auskennt.

Hätte das IOC vielleicht auch tun sollen. Die haben nämlich verfügt, daß die Doping-Proben der olympischen Sommerspiele von Peking für acht Jahre eingefroren werden, damit man auch Jahre später noch - mit bis dahin neu entwickelten und/oder verfeinerten Analysemethoden - Dopingsubstanzen nachweisen kann, die heute noch locker durchs Raster fallen würden.

Soweit so gut, ich finde es völlig korrekt, daß man diesen Weg wählt, denn Doping hat im Sport nichts verloren. Da sollen Sportler gegeneinander antreten und nicht (Bio-)Chemiker.

Aber musste man das Einfrieren der Proben unbedingt den Experten überlassen? War es nicht abzusehen, daß "Experten" das nicht richtig machen? Jetzt hat man die Blut- und Urinproben gemeinsam eingefroren, und zwar bei Minus 20 Grad. Das reicht nicht aus, um die Zersetzung bestimmter instabiler Einweiße zu verhindern; die Aussagekraft der Proben ist bereits jetzt fragwürdig. Außerdem müssen die Gebinde nun einmal aufgetaut werden, um Blut- und Urinproben zu trennen, danach sollen die Blutproben auf Minus 80 Grad eingefroren werden.

Bei diesem "Umgefrier-Vorgang" muß mit weiteren Schäden am biologischen Material gerechnet werden. Die Ergebnisse, die sich vielleicht in ein paar Jahren zeigen, sind damit angreifbar, denn es dürfte schwierig sein, zu belegen, daß die Testergebnisse nicht durch unpassende Behandlung der Proben falsch-positiv sind.

Aber gut, das Problem wird sich dann ja erst in ein paar Jahren stellen, und wenn's soweit ist, kann man bestimmt ein paar Experten finden. Oder jemanden, der sich mit sowas auskennt...

Freitag, 10. Oktober 2008

Voll das (wahre) Leben !

112 - Sie retten Dein Leben!

Da geht doch jedem Retter das Herz auf: endlich mal eine Serie über unseren Job, die nicht an den Haaren herbeigezogen wirkt, sondern geradezu visionären Charakter entwickelt.

Okay, heute mag eine kooperative Einheit aus Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei unter gemeinsamer Führung noch Zukunftsmusik sein, aber wer weiß - solche Serien bilden ja auch ein gewisses Bewußtsein, und warum sollte das nicht sogar besser funktionieren als das heutige Nebeneinander?

Und viele Elemente sind doch schon heute Realität:

Feuerwehr-Einsatzleiter, die alle Einsatzkräfte herumkommandieren wollen. Kommt bei uns auf dem Dorf recht häufig vor. Ich hab das bisher immer auf die Aufregung geschoben, aber vielleicht sind diese Kameraden ihrer Zeit nur schon etwas voraus?

Hubschrauberpiloten, die nicht einsehen, daß auch sie nur Menschen mit nicht unendlich belastbarer Psyche sind. Ich erinnere mich da nur an den Idioten, der meinte, den SAR-71 im Restsuff fliegen zu müssen und sich damit zum Anwärter auf den Darwin-Award gemacht hat.

Polizisten, die ihren persönlichen Frust mit dem Gaspedal des Streifenwagens abreagieren - jaaaa, auf dem platten Land fällt das sicher nicht immer gleich auf, aber beobachtet doch mal die Streifenwagen in der nächsten größeren Stadt! Da sind die auch nicht langsamer unterwegs!

Und nicht zu vergessen natürlich die Tatsache, daß an jeder Polizei-, Feuer- oder Rettungswache ein schier unüberschaubares Geflecht von sich anbahnenden, gerade gelebten, verheimlichten oder bereits beendeten Beziehungskisten existiert. Ich meine, was will man auch machen, wenn man den ganzen lieben langen Tag nur dumm rumsitzt? Da kommt man doch ganz automatisch auf die Idee, mal die eine oder andere Kollegin anzubumsen...

Okay, die eine oder andere Szene wirkt in den Augen derer, die solche Einsätze kennen, leicht überzogen, ansatzweise vielleicht sogar unrealistisch, aber schließlich ist es eine Actionserie - da muß man schon das eine oder andere Zugeständnis machen. Und die "Stino's", die Stinknormalen aus der gemeinen Bevölkerung, die haben sowieso keine Ahnung von unseren Jobs. Denen fällt es nicht auf, wenn da auf fachlichem Niveau der größte Schwachsinn produziert wird. Die nehmen nur wahr, daß (fast) immer alles ein gutes Ende nimmt, und schwupps - wir sind Helden!

Naja, und Hand auf's Herz: wer von uns steht nicht gern als Held da? Wer würde denn auf die Frage, was er denn im Beruf so tut und erlebt, nicht auch sagen: "schau Dir mal 112 an, das ist zwar im Detail nicht immer 100%ig exakt, aber im großen und ganzen zeigen die schon ganz gut meinen Alltag."?

Also, als ich neulich meinem neuen Disco-Aufriss erzählte, daß ich Rettungsassistent bin, hat die gleich ganz leuchtende Augen gekriegt und faselte was von "im Fernsehen gesehen" und "muß ein tolles Gefühl sein, Leben zu retten". Und als ihr am nächsten Morgen einfiel, daß wir an der Wache ja irgendwie alle miteinander vögeln, war sie auch ganz fix weg.

Perfekt.

Montag, 29. September 2008

Fünfzig plus x

Wer jemanden nach 4 Litern Bier noch für fahrfähig hält, ist einfach nur gefährlich.

Es mag dahingestellt sein, ob die nun fehlenden Wählerstimmen der CSU abhanden gekommen sind, weil sich potentielle Wähler auf ihren Ministerpräsidenten verlassen haben und mit 2,8 Promille gegen den nächsten Baum genascht sind, oder ob der Rest des Bergvolkes einfach nur Angst vor einer Zukunft voller volltrunken fahrender "gestandener Mannsbilder" hatte.

Die Herrn Beckstein und Huber haben ihr Wahlziel "50 plus x" jedenfalls erreicht, auch wenn x negativ ist.

Daß ein negatives x eine Gleichung trotzdem manchmal aufgehen läßt, lernt heutzutage jeder Fünftklässler in Mathe. Und in Musik dazu passend: "Freude schöner Götterfunken"...

Dienstag, 23. September 2008

Da kannste echt nur kotzen...

Heute las ich mit Erschrecken, wie unfair das deutsche Steuerrecht ist.

Ja nee, nicht daß mir das jeden Monat wieder selbst auffällt, wenn ich meinen Lohnzettel in den Händen halte.

Nein, diesmal geht es um die wirklich Benachteiligten im deutschen Steuersystem.

Also um Menschen, die mit harter körperlicher Arbeit nicht genug Geld verdienen können, um auch nur halbwegs über die Runden zu kommen. Um Menschen, die zusätzlich noch (meist sogar mehrere!) Nebenjobs ausüben müssen, weil sie sonst wirklich darben müssten.

Und da ist es so, daß das deutsche Steuerrecht so etwas kennt wie "Welteinkommen" - was nichts anderes bedeutet, als daß es dem Fiskus hierzulande ganz gleich ist, wo man sein Geld verdient - es wird alles zusammengezählt und muß, wenn man in Deutschland seinen Wohnsitz hat, auch hier versteuert werden.

Klar, wer hier lebt, nutzt die hiesige Infrastruktur, ihm stehen alle Vorteile zu, die Deutschland seinen Bürgern so zu bieten hat . Wer hier leben darf, der hat es schon nicht soo schlecht getroffen. Irgendwas ist ja immer, aber wo ist schon alles perfekt? Also sollte, wer hier die Vorteile nutzen will, auch dafür Steuern zahlen, das ist schon irgendwie fair.

Aber jetzt mal ehrlich - wenn jemand schon mehrere Jobs ausübern muß, um mit seinem Leben klar zu kommen, dann kann ihm die Gesellschaft doch auch ein bißchen entgegen kommen, oder? Muß denn so jemand unbedingt den Höchststeuersatz auf die gesamte Summe seiner Einnahmen zahlen?

In dem Artikel, den ich gerade las, ging es zum Beispiel um Profi-Fußballer. Logisch, mit den paar Millionen im Jahr kommt man nicht weit, da müssen noch ein paar Werbeverträge her, die das Jahreseinkommen wenigstens in den zweistelligen Millionenbereich bringen. Und da habe ich vollstes Verständnis, daß diese Menschen nicht auch noch die Hälfte dieses Geldes an den Staat abgeben wollen.

Denn nur so gaaanz wenige Millionen Jahresnetto, da kannste nicht groß von essen.
Da kannste echt nur kotzen...

Freitag, 12. September 2008

Herbeiführung eines Weltunterganges

Seit Tagen ist das europäische Kernforschungszentrum CERN überdurchschnittlich in den Medien präsent, hat man doch dort den weltweit größten Protonenbeschleuniger entwickelt und inzwischen auch in Betrieb genommen.

Dies hat eine in der Schweiz lebende Kölnerin gerichtlich zu unterbinden versucht mit der Begründung, es bestünde die Gefahr eines Weltunterganges (sie ist gescheitert).

Nun bin ich ja kein Atomphysiker, aber ein paar Grundlagen sind von damals ja doch hängen geblieben. So zum Beispiel, daß es "schwarze Löcher" gibt, die aufgrund ihrer extrem großen Masse alles in ihrer Umgebung anziehen. Sogar das Licht, deswegen sind diese "Löcher" ja schwarz.

Ganz nebenbei: ich bezweifle das noch ein wenig, weil ich in meinem persönlich Umfeld drei Leute haben, die auch aus extrem viel Masse bestehen - und seit Jahren solo sind. ;-)

Nun denn, die Überlegung (bezüglich CERN jetzt wieder) geht ja so: wenn dort Protonen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit (99,999997% sind es wohl) aufeinandergeschleudert werden, könnten die sich "vereinigen" und dadurch zu einem einzigen Teilchen mit der doppelten Protonenmasse werden. Ich stelle mir dazu zwei Smart's vor, die mit jeweils 160 km/h ungebremst gegeneinander krachen - was dabei herauskommt, ist im wesentlichen auch nur ein Teil (auch, wenn es nicht unbedingt nach Smart aussieht, aber was für ein Gebilde bei der Verschmelzung zweier Protonen entsteht, ist ja auch noch nicht ganz klar).

Durch die bloße Existenz eines einzigen Teilchens mit doppelter Protonenmasse - so die Befürchtung - könnte ein Mini-Schwarzes-Loch entstehen, das sich durch die Absorption weiterer Masse vergrößert und schließlich die ganze Welt verschluckt.

Und diese Befürchtung ist ja auch nicht unbedingt von der Hand zu weisen, wenn man bedenkt, daß es im Weltall viele solcher schwarzen Löcher gibt (das der Erde nächste soll etwa 1.200 Lichtjahre entfernt sein) und sich das All trotzdem beständig weiter ausdehnt...

Nun entstehen diese schwarzen Löcher im All jedoch beim Kollabieren von Sternen. Ein Stern (eine Sonne also) erreicht irgendwann ihr natürliches Lebensende, der Brennstoff geht zur Neige. Dabei wird sie immer größer und größer, es entsteht ein "roter Riese" (nicht: rosa Riese, die T-Com ist hier mal aus Versehen nicht beteiligt. Glaube ich jedenfalls...). Und dieser rote Riese fällt irgendwann in sich zusammen wie beim Erlöschen einer Flamme, er kollabiert und es entsteht ein schwarzes Loch.

Und jetzt kommts: ich habe nicht die geringste Ahnung, wie viele Protonen da in sich zusammenstürzen, um ein geeignetes Schwarzes Loch zu bilden, aber ich bin sicher, daß es ein paar mehr sind, als man im CERN so zur Verfügung hat.

Wie sagte einer der CERN-Wissenschaftler so schön?
"Wir denken nur in Wahrscheinlichkeiten. Natürlich könnte ein Schwarzes Loch entstehen, das ausreicht, um die Erde zu verschlucken. Aber mit der gleichen Wahrscheinlichkeit könnte der Beschleuniger auch anfangen, blaue Dinosaurier zu produzieren. Es ist nichts ausgeschlossen, weil wir prinzipiell alles für möglich halten müssen, aber einige Dinge sind doch so extrem unwahrscheinlich, daß wir sie ohne schlechtes Gewissen vernachlässigen können."

Ich bin überzeugt, daß der Mann recht hat. Naja, und wenn nicht? Sollte die Erde tatsächlich durch so einen Versuch untergehen, ist auch niemand mehr da, der sich darüber Gedanken machen könnte.

Einzig die Besatzung der ISS würden womöglich übrigbleiben - und hätte dann die Aufgabe, zu einem anderen Sonnensystem aufzubrechen, um eine neue Zivilisation zu gründen. Leider werden sie es bis dorthin nicht schaffen, weil der WARP-Antrieb noch nicht erfunden ist.

Und genau DAFÜR brauchen wir jetzt erstmal den Protonenbeschleuniger.

Donnerstag, 11. September 2008

Wenn einer eine Reise tut...

...dann kann er was erleben:

Dienstag, 14:30 Uhr, ICE Hamburg-Frankfurt, irgendwo zwischen Göttingen und Kassel.

"Guten Tag, hier jemand zugestiegen? Die Fahrscheine bitte..."

Die Dame schräg gegenüber kramt umständlich in ihrer Handtasche (auch so ein Phänomen - Außenmaße etwa 15 x 15 x 5 Zentimeter, Innenraum scheinbar etwas mehr als 3 Kubikmeter...) und findet nach kurzer Zeit (gefühlt zweieinhalb Lichtjahre) den gesuchten Fetzen Papier.

"Oh, wie es ausschaut, sind sie zu weit gefahren."

"Wie jetzt - zu weit? Ichbin doch gerade erst eingestiegen."

"Aber der Fahrschein ist nur bis Göttingen ausgestellt. Sehen Sie hier: Rückfahrkarte Göttingen-Hamburg. Und in Göttingen waren wir bereits."

"Sie wollen mich auf den Arm nehmen, ja? Natürlich war der Zug schon in Göttingen. Jetzt fahre ich nach Hamburg."

"Dann sind Sie im falschen Zug - dieser hier fährt nach Frankfurt."

"Ja, ich weiß. Ich wollte in Frankfurt noch meine Schwägerin besuchen und dann weiter nach Hamburg."

Im weiteren Verlauf stellte sich die Dame dann als zunehmend incomplient heraus - sie wollte partout nicht einsehen, warum eine Fahrt von Göttingen nach Hamburg teurer sein soll, wenn man über Frankfurt fährt. Der Schaffner erklärte ihr mit Engelsgeduld (Respekt!), daß die Strecke ja viel weiter sei und sich der Fahrpreis nunmal nach der Beförderungsstrecke bemisst.

Ich war ja schon am überlegen, ob ich nicht nächstes Mal auch einfach ein Ticket Rendsburg-Neumünster erwerbe und dabei einen kleinen Abstecher nach Stuttgart mache - das ist viel billiger und "upps?" kann ich auch. Aber letztlich hat sich der Bahnmann dann doch durchgesetzt, vielleicht ist die Idee dann doch nicht so gut... ;-)

Montag, 1. September 2008

Höchstmaß an Schwachsinn oder coole Anregungen?

Gerade habe ich mir die Zeit genommen, mal die ersten fünf Folgen einer neuen RTL-Serie zu schauen: "112 - Sie retten Dein Leben".

Die Serie kommt in Fachkreisen unglaublich schlecht weg - wer auch immer etwas von der Arbeit bei Polizei, Feuerwehr oder im Rettungsdienst versteht, regt sich maßlos auf über ein Höchstmaß an Schwachsinn. Naja, fast jeder. Ein paar Kollegen tun das ganze in ihrer Not auch als Comedy ab (wenngleich ich der Meinung bin, daß das alles selbst für eine Comedy-Serie zu schlecht ist).

Aber man kann auch Gutes sehen!
Wirklich!

Wenn man mal die kleinen Regiefehler ausblendet, wie die Tatsache, daß bei jedem Einsatz neue, leuchtrote Feuerwehrautos ausrücken, die auf wundersame Weise an der Einsatzstelle plötzlich dunkelrot und alt aussehen. Oder diese Einstellung in Folge 5, wo in der Fahrzeughalle plötzlich deutlich "Feuerwehr Wuppertal" auf den Autos zu lesen ist, die dann, nach dem Farbwechsel von leucht- nach dunkelrot, alle Düsseldorfer Kennzeichen tragen.

Auch die für uns Rettungsprofis völlig ungewohnte Situation einer Alles-in-allem-Wache unter gemeinsamer Leitung eines Ersten Hauptkommissars und eine ständig in die taktische Führung von Einsätzen eingreifende Verwaltungschefin - das muß man doch gar nicht groß kommentieren. Keine Serie lebt von 100%ig realistischen Inhalten und selbst das sogenannte "Reality-TV" wirkt bisweilen hochgradig gestellt. Schwamm drüber.

Viel besser ist da schon das tägliche "Miteinander" der Kollegen an der Wache. Chef poppt Rettungsassistentin, Verwaltungschefin nervt alle, alle mobben Kommissar, Sekretärin stellt ihr Titten zur Schau. Das ist doch das, was wir jeden Tag im Dienst erleben, da wurde nicht in die "Kiste der Phantasie" gegriffen, das ist authentisch! Und wenn mal jemand Feierabend macht, kommt auch kein anderer - sollte es doch noch zu einem Einsatz kommen, ist der Kollege gleich wieder dabei - ehrlich, das sind doch WIR! Immer engagiert, immer im Dienste der Allgemeinheit. Sowas ist gut.

Was mir aber wirklich richtig gut gefällt an der Serie, das sind die Anregungen für die Praxis, die man so mitbekommt. Dieses Gefühl, sich in über 10 Jahren Berufsrettung eben doch nicht getäuscht zu haben, wenn man manchmal dachte: das muß doch irgendwie anders gehen, irgendwie besser halt.

Und tatsächlich:

Warum schleppe ich seit vielen Jahren immer diese sauschweren EKG-Defi-Einheiten mit mir herum, wenn eine gut ausgebildete Frau Paramedic das Kammerflimmern mit dem Stethoskop erkennt und mit Salzlösung behandelt? Ich hab's immer schon gewusst: gute Ausbildung kann diesen ganzen High-Tech-Schnickschnack wunderbar ersetzen!

Warum schickt meine dämliche Leitstelle zu Verkehrsunfällen mit mehreren Verletzten immer gleich mehrere RTW's? Einer reicht doch völlig aus!

Wozu hantieren diese Blödiane von der Feuerwehr immer umständlich mit Hebekissen, Pallhölzern, Seilwinden und so herum, wo wir doch Hubschrauber haben? Selbst Frau Dr. Verwaltungsdirektorin würde doch einsehen, daß ein einzelner Hubschrauber trotz allem billiger ist, als jede Popelwehr mit diesem überzüchteten Hebeschnickschnack auszustatten.

Aus welchem verdammten Grund sabbel ich mir ständig den Mund fusselig mit umständlichen Fahrzeugbezeichnungen wie "zweiundzwanzig-dreiundachtig-fünf" oder "sechsundsiebzig-zwoundachtig-eins", obwohl wir doch alle von unseren lieben Eltern einen Vornamen mitbekommen haben?

Was soll diese unglaubliche Verschwendung von Steuergeldern für (raumluftunabhängige) Preßluftatmer, wenn man doch ganz gefahrlos in einer kohlenmonoxydverseuchten Wohnung in aller Ruhe Patienten versorgen kann?

Nein, "112 - Sie retten Dein Leben" ist weder eine völlig unrealistische Actionserie, noch ist es Comedy - es ist eine ganz neue Art der Reportage, die uns Profis die Augen öffnen sollte für die ganzen kleinen und großen "Standards", die sich bei uns über die Jahre eingeschlichen haben, weil mal jemand meinte, eine gute Idee zu haben - die aber in Wahrheit nicht als unnötiger Ballast sind.

Das einzige, was mir etwas unrealistisch vorkommt, ist dieser komische Zivi, der die gestandenen Rettungshelden beim Poker abzockt.

DAS würde ich mir NICHT bieten lassen.

Donnerstag, 28. August 2008

Telefonterror II

Heute morgen lief auf SAT1 ein Beitrag über so eine arme Maus, die angeblich innerhalb von 5 Tagen für 2000 Euro SMS an Premium-Dienste gesendet hat.

Auch im Hamburger Abendblatt erschien - zufällig auch heute - ein kurzer Artikel zur Premium-SMS-Abzocke. Darin wird beschrieben, daß man zum Beispiel eine SMS bekommt wie "Eine MMS blockiert Ihren SMS-Eingang. Senden Sie OK an 12345, um das Problem zu lösen." Wer dies jedoch tut, meldet sich für ein SMS-Chat-Netzwerk an und zahlt für jede dieser SMS dann bis zu 1,99 Euro.

Eine Rückfrage bei meinem Handyprovider hat ergeben, daß man seine Karte nicht gegen den SMS-Versand an Premium-Services sperren kann. Klingt logisch, schließlich verdienen auch die Handyprovider an diesem Spiel mit.

Eine Scheißwelt ist das manchmal...

Dienstag, 26. August 2008

Telefonterror

RRRRRRRIIINNNNGGGGGG.....!!!

"Ja, hallo ?"

"Guten Tag, mein Name ist Sabrina Sonstwie von der Schauhin-Marktforschung und ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen. Haben Sie einen Moment Zeit?"

"Woher haben Sie denn meine Nummer?"

"Oh, die ist vom Zufallsgenerator ausgewählt worden."

"Aus welchem Datenbestand denn?"

"Wie 'aus welchem Datenbestand?'"

"Naja, aus welchen Telefonnummern wurde ausgerechnet meine per Zufall ausgewählt? Woher stammt die Sammlung, aus denen Sie 'zufällig' Telefonnummern auswählen?"

"Ach so, nein, der Zufallsgenerator kreiert einfach irgendwelche Nummern."

"Das muß ja nervig sein - der bastelt doch bestimmt zur Hälfte Nummern zusammen, die es gar nicht gibt, oder irgendwelche Faxnummern, wo Sie dann plötzlich nur ein lautes Piepen im Ohr haben, oder?"

"Äh, ja, manchmal wohl, also, äh... ...haben Sie jetzt einen Moment Zeit?"

"Ja, einen Moment habe ich!"

"Haben Sie eine Digitalkamera?"

"Meinen Sie jetzt für Fotos oder für Video oder eine Webcam?"

"Äh, egal. Irgendeine."

"Ja."

"Haben Sie also, richtig?"

"Sag ich doch."

"Was für ein Modell ist das denn?"

"Warten Sie, ich schau eben nach."

(3 Minuten extra lautes Gegruschel im Hintergrund...)

"So, bin wieder da. Es ist ein silbernes Modell."

"Nee, ich meine, welche Marke ist das?"

"Ach so. Die ist von Microsoft."

"Upps, Microsoft hab ich hier gar nicht in der Liste. Moment, ich erfasse das im Freitext.
Und was für eine Auflösung hat die? Mehr als 10 Megapixel? Mehr als 8? Mehr als 6? Oder weniger als 6?"

"Nein nein, weniger."

"Also weniger als 6 Megapixel. Okay. Und was für einen Speicher verwendet die?"

"Keinen."

"Wie jetzt - keinen?"

"Nein, keinen. Naja, ich könnte auf Festplatte speichern."

"Okay, also mit Festplatte. Eine Kamera ohne Speicher wäre ja auch irgendwie sinnlos, oder?"

"Warum?"

"Naja, Sie wollen sich die Bilder doch später anschauen, oder?"

"Ääh... - nö, eigentlich nicht."

"Hä?"

"Warum sollte ich das wollen?"

"Naja, wenn Sie irgendwo unterwegs sind und Fotos machen oder ein Video - das wollen Sie doch zu Hause sehen, es Ihren Freunden zeigen oder so... Also jedenfalls wollen das doch die meisten!"

"Nö, wozu? Meine Freunde sehen das doch gleich. Und danach - herrgott, wer schaut sich das denn später nochmal an?"

"Sie wollen mich grad irgendwie verscheissern, oder?"

"Nein, wirklich nicht."

"Aber was macht es für einen Sinn, die Urlaubsfotos nicht zu speichern?"

"Ich mache mit meiner Webcam keine Urlaubsfotos. Die hat eine viel zu geringe Auflösung und außerdem ist das viel zu umständlich, immer mit dem Laptop rumzulaufen und so..."

"Sie sprechen von Ihrer Webcam?"

"Ja."

"Aber... ...haben Sie keine richtige Digitalkamera?"

"Meine Webcam ist richtig digital. Mit USB. Wär ja auch blöd, wenn ich während einer Videokonferenz ständig Filme entwickeln müsste, oder?"

"Nein, ich meine, haben Sie AUCH eine richtige Digitalkamera, also für Fotos oder Videos oder so?"

"Ach so. Sie sagten vorhin, das wäre egal. Ja, ich habe eine Foto-Digitalkamera und auch eine digitale Videokamera."

"Okay... Gut... Dann nehmen wir die Fotokamera. Was für eine Auflösung hat die denn?"

"Es reicht jetzt. Sie haben nach 'einem Moment' gefragt, und der ist jetzt um. Ich werde das Gespräch jetzt beenden und möchte Sie bitten, mich nicht wieder anzurufen."

"Aber..."

"Nein. Sie hatten Ihre Chance. Tschüühüüß!"

KLACK

Donnerstag, 21. August 2008

Morgens, drei Uhr zweiundzwanzig...

Der Radiowecker neben der Pritsche zeigt in leuchtendem Rot 03:22 - es ist die Zeit, zu der man tief und fest schlafen sollte, in den Träumen haben jetzt die Sommer-Sonne-Sandstrand-Kulisse nebst einiger Bikini-Schönheiten und einem Eimer Sangria das Sagen, Körper und Geist erholen sich von den Strapazen des vergangenen Tages und bereiten sich auf jede des neuen vor und.......

Piep-Piep-Piep-Piep-Piep.....

Nach nur wenigen Sekunden realisiere ich, daß es nicht das Warnsignal des Sangria-Eimers ist, das mich auf einen bedrohlich niedrigen Füllstand aufmerksam machen will, sondern daß es hier nur einen einzigen Grund für diesen nervigen Lärm geben kann:

EIN MENSCH IST IN HÖCHSTER NOT !!!

Rein in die Klamotten, rauf auf's Auto, Tor auf, Motor an, raus aus der Fahrzeughalle - Blick auf den Digitalmelder, dieses Wunderwerk der nonverbalen Kommunikation - Okay, Strasse ist bekannt, ab geht's.

"Unklar internistisch" lautet das Stichwort, was nicht verwundert: der Kollege in der Leitstelle, der diesen Notruf entgegennahm, ist bekannt dafür, erst zu alarmieren und dann zu fragen. Also, ich meine damit, daß er hinterher anruft, wenn wir wieder an der Wache sind, und fragt, was denn eigentlich los war...

In diesem Fall stellen wir vor Ort fest, daß es "unklar internistisch" gar nicht trifft - es hätte eher "unklares Hilfeersuchen" lauten müssen, denn die Patientin hat nicht die geringste Ahnung, was wir bei ihr wollen. Stattdessen imponiert ein ausgeprägtes Kopfkissenfalten-Muster auf ihrer rechten Wange und unterstreicht das Erscheinungsbild "schlaftrunken" auf geradezu bühnenreife Art und Weise.

Okay machen wir den Basis-Check der etwas anderen Art:
Adresse? Stimmt.
Name? Stimmt auch (was bei "Müller" aber nicht viel heißen mag...)

Mehr können wir gerade mal nicht abgleichen - aber da ist ja noch der liebe Kollege von der Leitstelle. Der kann sich das ganze zunächst auch nicht recht erklären, hört aber sicherheitshalber das Band nochmal ab. Am Ende der Warteschleife bestätigt er uns alle Angaben nochmal und ist zutiefst überzeugt, daß da wirklich ein Notfall vorzuliegen schien.

Auf unser Bitten hin dürfen wir beim nun folgenden erneuten Bandabhören mitlauschen. Stimmt, alle Angaben passen und die Anruferin scheint wirklich aufgeregt zu sein. Wir denken schon an Schlafwandelei der immer noch vor uns stehenden Nicht-Patientin.......doch Moment.

Ich: "Spiel das Band noch mal vor bitte."
Disponent: "Okay, Moment..."
Band: "Disponent: Einsatzleitstelle X-Stadt, mein Name ist Ypsilon, guten Tag..."
Ich: "Wieso hast Du Dich eigentlich nicht mit 'Notruf' gemeldet...?"
Disponent: "Mist. Das war ja eine normale Amtsleitung."
Ich: "Genau. Der Anruf kann sonstwo her gekommen sein."

Wie entschuldigen uns bei der aufgeweckten Dame für die Störung, wünschen noch eine gute Nacht und verabschieden uns Richtung Wache. Dort angekommen klingelt kurz später das Telefon: der freundliche Kollege von der Leitstelle erzählt uns, daß die Frau nun nochmal angerufen hat - die ganze Dramatik spielte sich in Wirklichkeit in einem kleinen Kaff in Südhessen ab, aber sie hatte "von damals noch" die Amtsnummer der Rettungsleitstelle in ihrem Handy.

Der Radiowecker neben der Pritsche zeigt in leuchtendem Rot 03:56 - eine Zeit, zu der ich mich gerne wieder hinlege, die Äuglein schliesse und hoffe, daß die besagten Bikini-Schönheiten noch am Strand sind...
...während irgendwo im südlichen Hessen gerade der Sangria-Eimer mitzuteilen versucht, daß er fast leer ist.

Oder so ähnlich. ;-)

Dienstag, 19. August 2008

StudiVZ & Co.

Ich bin ja absolut kein Freund davon, sich im Internet zu produzieren.
Jedenfalls nicht mit meinem echten Namen. ;-)

Die Möglichkeiten, sich eine Zweit- oder auch Drittidentität zuzulegen, springen einen ja geradezu an: Alias-Namen ausdenken, bei einem beliebigen Freemailer eine EMail-Adresse verschaffen, fertig. Die meisten Angebote (Foren, Mailinglisten, Blogs, ...) verzichten auf dezidierte Angaben, die auch überprüfbar wären. Manchmal wird die Adresse (Strasse, Ort) mit der Postleitzahl abgeglichen, aber das wars dann auch schon.

Die Anmeldung bei StudiVZ ist auch so eine Sache - stundenlanges Herumstöbern in den Profilen von Leuten, die man kennt, hier und da mal ein Foto kommentieren, Leute gruscheln - alles unter falschem Namen - toll...

Und es ist spannend, wie viele Leute man da findet, von denen man definitiv weiß, daß sie mit Müh' und Not die Hauptschule hinter sich lassen konnten, jetzt aber angeblich Medizin, Katastrophenmanagement, Chemie oder gar Mathematik studieren.

Noch spannender aber ist es zu sehen, wie die alle ihre Fotos veröffentlichen, scheinbar ganz ohne daran zu denken, daß die dann weltweit sichtbar sind. Mit netten (oder auch weniger netten) Kommentaren, zum Teil mit Klarnamen - und ganz ohne zu fragen, ob der oder diejenige auf dem Bild eigentlich mit der Veröffentlichung einverstanden ist.

Das Internet ist eine unglaubliche Fundgrube, wenn ich jemandem was Böses will. Ein bei Google oder Yasni eingetippter Name führt oft zu einer Fülle von Informationen, die ihren wahren Wert erst durch Verknüpfung miteinander entwickeln. Name, Anschrift, Hobbies, Bankverbindung, vielleicht irgendwo ein Hinweis auf die Krankenkasse, ein Foto dazu - ich kann mir in kürzester Zeit eine weitere Identität aufbauen.

Schöne neue Welt.

Donnerstag, 14. August 2008

Kein Kapital ?

In den vergangenen Jahren sind viele Staaten mit kommunistischer/sozialistischer Ausrichtung untergegangen und haben den Weg zur Demokratie gefunden. Ich möchte mich heute mal mit der Frage beschäftigen, wie es dazu kam - bzw. warum es dazu kommen musste.


Die Gesellschaftsform des Sozialismus beruht im Wesentlichen auf den Grundwerten "Gleichheit" (der Wert aller Menschen ist gleich, alle haben die gleichen Rechte und Pflichten), "Gerechtigkeit" (jedem Menschen stehen die gleichen Mittel und Chancen zur Verfügung, niemand wird bevorzugt) und "Solidarität (alle stehen füreinander ein, die "gemeinsame Sache" ist der Maßstab).


Der Kommunismus geht noch einen Schritt weiter, indem er die Aufhebung aller Klassen fordert und propagiert, daß alles allen gehören muß (kein Privateigentum) und die erwirtschafteten Güter wiederum allen gehören.


Der Weg zum Kommunismus führt also über den Sozialismus: zunächst muß dafür gesorgt werden, daß alle Menschen die gleichen Rechte, Pflichten und Chancen haben, danach kann man umsetzen, daß alles "allen" gehört.


Den real existierenden Kommunismus hat es nirgends gegeben, weil alle Staaten, die es versucht haben, bereits in der Umsetzung des Sozialismus steckengeblieben sind. Warum ist das so?


Die Antwort ist furchtbar einfach: weil wir Menschen nunmal nicht so sind.


Die Menschen sind seit Beginn der Menschheit immer darauf angewiesen gewesen, sich gegen andere abzugrenzen. War in der Urzeit der Jäger heute erfolgreich, so war das keine Garantie dafür, daß er es auch morgen sein würde - also musste er Vorräte anlegen. Wer bereits heute keinen Erfolg hatte, hatte eben Pech (und hoffentlich noch Vorräte von gestern).


Der eigene Überlebenswille war stets stärker als der Wunsch nach einem Überleben aller.


Dieses Verhalten hat sich bis heute gehalten, es ist evolutionär so tief in uns Menschen verankert, daß es nicht zu knacken ist. Wer würde schon freiwillig auf Nahrung verzichten, um jemand anderen zu füttern, wenn er nicht weiß, ob er dann selbst noch überleben kann?


Im Lauf der Zeit haben sich zwar Gruppen gebildet, Familien und Sippen, Stämme und Dörfer, und innerhalb so einer Gemeinschaft wurde durchaus geteilt. Allerdings wurde auch gemeinsam gejagt (die Verständigung fand also schon vorher statt).


Vor allem aber: es ist wissenschaftlich erwiesen, daß die "magische Zahl der Gemeinschaft" die 30 ist. Gruppen waren stets am erfolgreichsten, wenn sie etwa 30 Mitglieder hatten. Deutlich kleinere Gemeinschaften gingen über kurz oder lang zu Grunde, wurde die Gruppe merklich größer, so fand eine Teilung statt.


Das hängt auch damit zusammen, daß man nicht unendlich viele Menschen als seine "Nächsten" betrachten kann, mit denen man (alles) teilen mag. Gemeinschaften sind in diesem Sinne eher als Zweckgemeinschaften aufzufassen, die erforderlich sind, um besser zu (über)leben, aber - und das kennt auch heute jeder - je größer die Gruppe, umso schneller gibt es Streit und es bilden sich Gruppen innerhalb der Gruppe. Sobald eine dieser "Untergruppen" stark genug ist, das eigene Überleben sicherzustellen, spaltet sie sich endgültig ab.


Das wiederum bedeutet aber nichts anderes, als daß es schlicht unmöglich ist, alle Menschen eines Staates zu einer einzigen Gemeinschaft zusammenzufassen, in der jeder für jeden einzustehen bereit ist.


Die Forderung nach "Solidarität" ist damit nicht mehr auf Staatsebene durchsetzbar.


Wenn aber die Solidarität aller Bürger nicht mehr gegeben ist, hat auch Gerechtigkeit keine Chance mehr, denn Gerechtigkeit fußt auf der Solidarität:

Wenn ich zwei Hasen erlegt habe und mein Nachbar keinen, wäre es doch gerecht, wenn ich ihm einen abgebe, damit er nicht hungert. Das ist das, was unsere Kinder im Kindergarten lernen. Wahrscheinlicher aber ist, daß ich ihm bestenfalls ein Stück von meinem Hasen abgebe, damit er nicht verhungert, den Rest jedoch hänge ich in die Vorratskammer. Das ist ungerecht, weil ich somit weiß, daß ich auch morgen was zu essen habe, während mein Nachbar sich die ganze Nacht Sorgen macht, ob er wohl morgen was fängt. Aber es entspricht der Natur des Menschen.


Somit ist auch die Forderung nach "Gerechtigkeit" nicht durchzusetzen.


Bleibt also noch die Gleichheit. Der jedoch steht die Natur selbst im Weg, denn die Menschen sind nicht gleich. Hat der eine mehr musische Begabungen und der andere eher geistige, so ist der dritte vielleicht handwerklich geschickt. Alle drei zusammen können einen Konzertsaal realisieren (einer plant, einer baut, der dritte singt), aber der Handwerker wird auch besseres Jagdwerkzeug (Waffen) bauen, der Denker erkennt vielleicht, wann und wo sich die Jagd besonders lohnt - sie beide haben etwas zu tauschen. Der Musiker ist jedoch auf beide angewiesen und somit von ihnen abhängig.


Sobald jedoch nur die geringste einseitige Abhängigkeit entsteht, ist Gleichheit nicht mehr gegeben. Streng genommen ist Gleichheit bereits ausgeschlossen, wenn überhaupt Abhängigkeiten entstehen, aber ich will gar nicht so streng sein - solange vorhandene Abhängigkeiten gegenseitig ausgeglichen werden können (wie zwischen Handwerker und Denker) bleibt das Gleichgewicht wenigstens gewahrt.


In diesem Beispiel wird also der Musiker im gemeinsam errichteten Konzerthaus singen und kann nur hoffen, daß die beiden anderen ihm dafür etwas zu essen erjagen. Das funktioniert genau so lange, wie Handwerker und Denker genug Beute machen und sich den "Genuß Kunst" leisten können. In schlechten Zeiten jedoch werden sie zuallererst auf die Musik verzichten (schon weil sie mehr Zeit für die Jagd brauchen) - und der Musiker verhungert als erster.


Ungleichheit ist also naturgegeben, "Gleichheit" daher staatlich nicht zu verordnen.


Fazit bis hierher: das Gesellschaftsmodell des Sozialismus beruht auf drei Grundpfeilern, die durch staatliche Gewalt aber nicht hergestellt werden können.


Und die reale Umsetzung?


Wenn man versucht, Sozialismus in einem Staat real umzusetzen, muß man zwangsläufig gegen die Natur der Menschen handeln. So etwas hat aber zur Folge, daß die Menschen weglaufen möchten, um sich diesem widernatürlichen Einfluß zu entziehen. Der Staat ist also gezwungen, die Menschen am Weglaufen zu hindern, sprich: einzusperren.


"Einsperren" bedeutet aber automatisch auch Abgrenzung: es gibt sofort und ganz automatisch zwei Gruppen, nämlich die, die eingesperrt sind, und jene, die einsperren. "Gleichheit" ist damit ausgeschlossen.


Und in der Natur des Menschen liegt nun wiederum der nächste Stolperstein: Wenn ich jemaden einsperren darf, bin ich mächtiger als er. Und wenn ich mächtiger bin, steht mir auch die größere Ration zu. Da ich den Eingesperrten mitversorgen muß, ist er von mir abhängig. Über "Gerechtigkeit" brauchen wir also nicht mehr zu reden.


Die UdSSR verstand sich als "Mutterland des Sozialismus" - die Menschen jedoch genossen keine Reisefreiheit, stattdessen gab es besondere Fahrspuren für die Führungselite. Das hat mit Gleichheit nichts zu tun.


Zudem entwickeln die Menschen in jeder Situation Verhaltensweisen, um ihr eigenes Überleben zu sichern und ihren Komfort - soweit möglich - zu erhöhen. Ist dies unter den staatlich verordneten Bedingungen nicht legal möglich, werden Kollaterale entwickelt, das kennt jeder von der Steuererklärung: Wege werden gesucht und gefunden, um Gesetze zu umgehen, Lücken auszunutzen, staatliche Organe auszutricksen usw. - es geht dem Einzelnen nur noch darum, sich selbst (oder ggf. die eigene kleine Gruppe, z.B. die eigene Familie) besser zu stellen.


Mit anderen Worten: die Natur des Menschen bringt ihn dazu, sich unter dem geschilderten Druck genau entgegengesetzt der sozialistischen Ordnung zu verhalten.


Fazit: die Gesellschaftsform "Sozialismus", bezogen auf einen ganzen Staat, läuft der Natur des Menschen vollkommen zuwider und darum werden sich Menschen immer mit allen ihren Möglichkeiten dagegen wehren (und seien diese Möglichkeiten noch so eingeschränkt).


Wenngleich die Idee des Sozialismus gute Ansätze enthält, kann sie nur in kleinen Gruppen funktionieren und auch dort nur, wenn dem Einzelnen trotz allen Gemeinsinns noch "private Nischen" bleiben, in denen er sich auch selbst produzieren kann.


Der Versuch, einen sozialistischen (oder gar kommunistischen) Staat zu realisieren, ist sozusagen systemimmanent zum Scheitern verurteilt, denn er führt zwangsläufig in die Diktatur. Etliche Staaten haben bereits unter Beweis gestellt, daß dieser Weg nicht auf Dauer funktioniert - und ich bin sicher, die letzten werden es auch noch kapieren. Irgendwann.

Olympia? Olymp - Ja !

Der Sport hat die Welt mal wieder fest im Griff. Olympische Spiele in China (nebenbei: es ist nicht die Olympiade, sondern die Olympischen Spiele - "Olympiade" ist der Begriff für den 4-Jahres-Zeitraum vom Beginn der Spiele bis zum Beginn der nächsten Spiele!) und die Welt schaut zu.

Vergessen ist Tibet, vergessen ist der menschenverachtende Umgang der chinesischen Führung mit der eigenen Bevölkerung. Die letzte Großmacht, die das notwendige (weil systemimmanente) Scheitern des Sozialismus noch nicht kapiert hat, präsentiert sich einer sportbegeisterten Welt - und alle Politik, alle Kritik gerät in den Hintergrund.

Und China räumt ab. Platz 1 der Medaillienliste ist dem chinesischen Team kaum noch zu nehmen; kaum ein Wettkampf, wo nicht wenigstens ein Chinese oder eine Chinesin auf dem Treppchen steht - oft genug ganz oben.

Nicht, daß ich ihnen das nicht gönnen würde. Im Land der unterdrückten Möglichkeiten stehen Disziplin und "Leistung für das Land" ganz oben auf der Werteskala. Doch darf man sich fragen, wie ein Land, das auf Platz 11 der "ewigen Medaillienliste" (mit gerade einem Zehntel des Tabellenführers USA) steht, plötzlich so abräumen kann.

Da ist einerseits die Isolation - ich weiß nicht, bei wie vielen Spielen China nicht angetreten war, weil man Angst hatte, seinen Sportlern die Welt auf der anderen Seite des chinesischen Tellerrands zu zeigen. Und entsprechend Schiß hatte, die eigenen Sportler könnten "überlaufen" und sich am Rande der Spiele in die freie Welt absetzen.

Das wäre aus Sicht der chinesichen Regierung ja zu verstehen - wenn ich meine Frau zu Hause festketten und sie mißhandeln und unterdrücken würde, müsste ich ja auch damit rechnen, daß sie bei der ersten besten Gelegenheit stiften geht.

Auf der anderen Seite ist es natürlich das Image - wir Deutschen haben 2006 ja auch gehofft, daß die deutsche Mannschaft als Weltmeister aus der Fußball-WM in Deutschland hervorgeht. Sieger im eigenen Land zu werden ist natürlich was ganz besonderes, und diesen Wunsch muß man auch den Chinesen zugestehen. Also wurde mit Sicherheit alles daran gesetzt, so gut wie irgend möglich abzuschneiden.

Drittens mußte sich China für die Spiele - als Gastgeber - nicht im Voraus qualifizieren. Das muß kein Vorteil sein, kann es aber - denn es ist einfacher, Höchstleistungen über einen kurzen Zeitraum (im Extremfall in nur einem einzigen Wettkampf) zu erbringen, als dies über eine längere Phase tun zu müssen.

Insgesamt steht aber zu befürchten, daß die chinesischen Sportler aufgrund der ersten beiden Punkte noch viel mehr unter Druck gesetzt wurden, als dies früher der Fall war. Abgesehen davon, daß die es sich garantiert nicht aussuchen können, ob sie mal einen Tag in der Woche weniger als 16 Stunden trainieren, will ich gar nicht wissen, welche Konsequenzen ihnen versprochen (für den Fall des Sieges) oder auch angedroht (für den Mißerfolgsfall) wurden.

Wundern würde mich indes auch nicht, wenn die alle auf eine ganz perfinde Art und Weise gedopt sind - irgendetwas, was nicht nachvollziehbar ist. Man darf nicht vergessen, daß China ein weitgehend abgeschottetes Land ist, in dem die Regierung sogar die Menge und Zusammensetzung des Wassers kontrollieren kann, mit der ich meinen Haufen runterspüle. Wenn die wollen, können sie mit Sicherheit dafür sorgen, daß bestimmte Dopingmaßnahmen nicht auffallen.

Und heute schreiben die Blätter, daß vermutlich ein Teil der chinesischen Olympiamannschaft das vorgeschriebene Mindestalter von 16 Jahren noch gar nicht erreicht hat. Wundert das jemanden? Das Land, in dem weibliche Säuglinge getötet werden (weil jede Familie nur ein Kind haben darf und Jungs einfach billiger sind), ihnen anderenfalls die Füße stramm eingewickelt werden (weil Mädchen mit kleinen Füßen als besonders schön gelten), was zu Verkrüppelungen und lebenslangen Schmerzen führt, das Land, in dem Kinder schon mit 2 Jahren auf Leistungssport getrimmt werden und in ein tiefes soziales Loch fallen, falls sie die überzogenen Anforderungen nicht erfüllen - erwartet hier irgendjemand, daß in diesem Land Rücksicht auf das Individuum genommen wird? Also, ich nicht.

Wie dem auch sei - rein aus Gründen der weltpolitischen Harmonie wird das alles weitgehend unsanktioniert bleiben, man konzentriert sich auf den Sport und tut so, als sei alles in Ordnung.

China präsentiert sich der Welt so, wie es wahrgenommen werden will, und nicht so, wie es ist. Und die Welt nimmt China so wahr, wie es sich präsentiert - kaum einer wird die Möglichkeit haben, das wahre Gesicht dieses menschenverachtenden Landes wahrzunehmen. Nach den Spielen wird das Interesse schnell wieder abebben und alles ist wieder beim alten.

Schade, daß die Welt die Chance verpasst, die Spielregeln der Menschenwürde ein Stückchen weiter durchzusetzen - aber 1936 in Berlin hat die Welt diese Chance auch schon nicht genutzt, und trotzdem ist was aus uns Deutschen geworden. Hat viel Blut und Tränen gekostet, Leid gebracht und Menschenleben gefordert, aber irgendwann wurde alles gut.

Hoffen wir also das Beste für China - und ganz egoistisch: hoffen wir, daß der große Knall einigermaßen in der Region bleiben wird und uns nicht mit den nächsten Strudel des Verderbens zieht.

"Dabei sein ist alles" muß ja nicht für jeden Mist gelten, oder?

Mittwoch, 13. August 2008

Mach mich nicht an !

Gestern abend war ich mit meiner Süßen auf einem Volksfest, bißchen abfeiern. Zufällig haben wir ziemlich zu Anfang ein paar Bekannte getroffen, die - zu fünft - auch etwas Spaß haben wollten. Haben uns zusammengetan, und in der Tat, es wurde sehr lustig (sogar fast ohne Alkohol).

Nun gibt es auf diesem Volksfest eine ganze Menge Vergnügungsmöglichkeiten, die - meist unter Ausnutzung physikalischer Phänomene - das eigene Körpergefühl mächtig durcheinanderwirbeln. Und da hat halt jeder so seine Präferenzen. Will sagen, es gibt so Fahrgeschäfte, da kriegen mich keine zehn Pferde rein, es sei denn ich will das mit dem "Pferde kotzen sehen" mal umkehren.

Dadurch kam es ein paar Mal dazu, daß ich mit einem anderen Mädel aus der Truppe - nennen wir sie mal ganz zwanglos Anita, denn so heißt sie nicht wirklich - allein dastand und zuschauen konnte, wie meine Süße mit den anderen Tickets kaufte, wartete, Spaß hatte. Kein Thema soweit.

Wenn Anita nicht in diesen Phasen des Abends regelmäßig ALLES getan hätte, um sich mir an den Hals zu schmeissen. Ich meine, so ein bißchen flirten ist ja ganz okay, bin ja schließlich auch nur ein Mann und als solcher immer darauf angewiesen, sagen wir mal, "positive Rückmeldungen" zu kriegen. Aber mehr Körperkontakt als die obligatorische Begrüßungsumarmung muß denn auch wieder nicht sein, und überhaupt: HALLO???

Da läuft diese Tante seelenruhig neben uns her, als könne sie kein Wässerchen trüben, während ich mit meiner Liebsten Arm in Arm durch die Gegend schlendere, und mein Schatz ist noch keine 20 Sekunden weg, da schlingt sich der nächste Arm um meine Taille? Ich glaub es einfach nicht.

Wenn ICH irgendwann meine, aus meiner Beziehung ausbrechen zu wollen (womit im übrigen derzeit nicht im Mindesten zu rechnen wäre), dann grab ich schon selber. Das ist, finde ich, auch etwas ganz anderes, als von außen in eine (bekanntermassen) intakte Beziehung einzubrechen.

Also, alle Anitas dieser Welt: Habt Respekt vor funktionierenden Beziehungen, und:

MACHT MICH NICHT AN!!!

Montag, 11. August 2008

Gaudi is teuer - Lebenserfahrung aber auch...

Netter Bericht am Wochenende im Fernsehen: Platzkarte im Wies'n-Festzelt bei ebay für um die 300 Euro. Das Zehnfache des Normalpreises. Und ohne Einlaßgarantie, denn die Weiterveräußerung sei in den AGB ausgeschlossen.

Nehmen wir das kurz auseinander:

30 Euro als "Normalpreis" für einen Sitzplatz im Festzelt. Okay, da sind dann zwei Maß und ein Händerl mit drin. Halte ich trotzdem schon für einen stolzen Preis, zumal es kaum bei den zwei Maß bleiben wird und die Anfahrt auch extra geht. Aber gut, Gaudi hat halt ihren Preis.

300 Euro für so ein Ticket zu verlangen dürfte hingegen Wucher sein, zumal hier vermutlich ja eine selbstgemachte Mangelsituation ausgenutzt wird.

Aber 300 Euro für so ein Ticket auch noch zu bezahlen, ist ausgemachte Dummheit. Wo zum Teufel ist denn da der Gegenwert? Man geht ja auch nicht alleine da hin - sagen wir mal, eine Feiergruppe von 12 Leuten nimmt dieses Angebot in Anspruch und zahlt dafür so an die 3.600 Euro. Eine Party für 12 Leute mit 3.600 Euro auszurichten beinhaltet neben Festzelt, Festzelt-Einrichtung und Kapelle auch Freibier bis zum Koma, einen Caterer (der mehr als nur ein Händerl serviert), das Taxi nach Hause - und selbst dann ist vermutlich noch was übrig.

Vielleicht fehlt mir als Fischkopp die nötige Einsicht - ich kann weder der Wies'n noch München oder überhaupt ganz Bayern irgendwas abgewinnen, von Humptata-Musik ganz zu schweigen. Da geb ich mein Geld lieber auf dem Hamburger Dom aus.

Sicherlich keine 300 Euro - aber dafür hab ich auch keinen reservierten Sitzplatz...

Mittwoch, 6. August 2008

Greencards statt Bildung?

Kürzlich las ich einen Artikel über den Mißerfolg des Greencard-Modells. Viele Greencard-Inhaber zöge es mittlerweile wieder in ihre alte Heimat oder sonstwohin - jedenfalls weg aus Deutschland. Weil die Lebens- und Arbeitsbedingungen hier schlechter seien als andernorts.

In dem Artikel wurde aber unter anderem auch deutlich gemacht, daß unserer Wirtschaft viele qualifizierte Ingeneure fehlten und daß diese deshalb "aus dem Ausland importiert" werden müssten. Täte man dies nicht, stünde die deutsche Wirtschaft vor einem unlösbaren Problem, Rezession und Verlust der weltweiten (Mit-)Führungsrolle in Forschung und Wissenschaft seien dann zu befürchten.

Um dieses Problem (und fürwahr: es scheint wirklich ernst zu sein) in den Griff zu bekommen, sei ein verbessertes Greencard-Konzept erforderlich. Dann, und nur dann, kämen wieder mehr ausländische Fachkräfte nach Deutschland und - noch wichtiger - würden auch hier bleiben.

Nun darf man ja so ein Problem nicht für sich allein sehen, also stelle ich mal das Problem der immer schlechteren Schulabgänger daneben:

Wir haben auf der einen Seite einen Mangel an hochqualifizierten Fachkräften.
Wir haben auf der anderen Seite einen Mangel an geeigneten Schulabgängern, die man zu hochqualifizierten Fachkräften ausbilden könnte.

"Merkst Du selbst grad, oder?" mag man jenen entgegenhalten, die diese Situation durch den dauerhaften "Import" ausländischer Fachkräfte auflösen möchten. Wenn wir nämlich so vorgehen, entsteht die Situation, daß immer mehr ausländische Fachkräfte ins Land geholt werden, die den Bedarf decken, wodurch die Notwendigkeit, junge Deutsche entsprechend zu qualifizieren, immer weiter in den Hintergrund tritt. In der Folge steigt der Anteil der unterqualifizierten Inländer weiter an.

Bekanntlich zieht Bildung Bildung nach sich, will sagen: die Kinder bildungsschwacher Familien haben von vornherein schlechtere Chancen, selbst einmal höher gebildet zu sein. Wenn wir also den Anteil der bildungsschwachen Inländer durch einen vermehrten Import gebildeter Ausländer erhöhen, setzen wir eine Spirale in Gang, an deren Ende ein Land steht, das selbst nur noch "dumme Bauern" produziert und gleichzeitig davon abhängig ist, daß der Weltmarkt auf immer und ewig qualifizierte, gebildete Fachkräfte bereithält.

Das kann es doch irgendwie nicht sein, oder?

Muß nicht die Lösung des Problems vielmehr lauten, unsere eigenen Kinder besser auszubilden, ihnen eine "bildungsfreundliche Umgebung" und echte Perspektiven zu bieten, sie von Anfang an darauf hin zu erziehen, daß Luxusgüter nicht selbstverständlich sind, sondern daß man sich diese erarbeiten muß - und daß Bildung dabei hilfreich ist?

Ist es nicht unsere Aufgabe als Staat, aus eigener Kraft für unser Fortbestehen zu sorgen? Wir haben in Deutschland verhältnismäßig wenig Rohstoffe; Landflächen und Klima hier sind nicht dazu angetan, ein Agrar-Export-Weltmeister zu werden, aber mit Dienstleistungen alleine kann eine Nation auch nicht überleben (zumal dann, wenn der Begriff "dienen" per se negativ besetzt ist und "leisten" auch immer weniger attraktiv wird).

Ergo müssen wir uns auf unsere Stärken besinnen, die seit jeher in Forschung und Wissenschaft liegen, und einen gesunden Mix aus Agrar und produzierendem Gewerbe, Dienstleistung und eben Forschung/Wissenschaft entwickeln. Und dieser Mix muß auf Nachhaltigkeit angelegt sein, das heißt, wir müssen für den Nachwuchs in allen dieser Bereiche schon selbst sorgen.

Also: Greencards sind ein Mittel, um kurzfristig den Bedarf zu decken, weil wir über Jahre hinweg eine wichtige Entwicklung verpennt haben, aber langfristig hilft nur, das Bildungsniveau wieder anzuheben. Sonst können wir auf Dauer nur verlieren.

Samstag, 2. August 2008

Nachtschicht...

So eine Nachtschicht im Rettungsdienst kann ja ganz schön entspannend sein:

Man beginnt üblicherweise damit, die Kollegen vom Tagdienst zu bedauern, die gerade von der neunten Tour zurück sind und eine Quote Krankensport zu Lebensrettung von 7:2 zu verzeichnen haben. Dann setzt man sich einen Kaffee auf, hüllt sich in ein lustiges Gewand, geht den Pflasterlaster durchchecken und greift sich schließlich den frischen, wohlduftenden Kaffee nebst Kippen und stellt sich in aller Ruhe auf den Balkon.

Der Copilot und die inzwischen frisch geduschte Tagdienstbesatzung gesellen sich schnell hinzu und gemeinsam fabuliert man noch ein wenig über dieses und jenes (in letzter Zeit waren es vor allem die jeweiligen Urlaubspläne), bevor die einen ihren Feierabend antreten und man selbst sich auf die Herausforderungen der nächsten nur noch elfkommafünf Stunden vorbereitet - indem man das Fernsehprogramm aufschlägt und sich einen Plan für den Abend macht.

Alsdann flätzt man sich in aller Gemütsruhe auf die Couch, läßt sich von dem üblichen Mist berieseln, beginnt gegen 21:30 mit dem Schicksal zu hadern, daß man wieder mal zu faul war, in die nächste dienstbereite Videothek zu fahren, statt sich mit dem gebühren- und/oder werbefinanzierten Dreck zu begnügen, der einem da angeboten wird - aber inzwischen lohnt es sich auch nicht mehr, eine schicke Action-DVD zu besorgen, denn das hieße ja, frühestens um eins die Erholungsphase zu beginnen, und angesichts des nahenden Schichtwechsels um 7 Uhr wird das dann knapp mit fitsein am nächsten Tag.

Also legt man sich irgendwann zwischen zehn und elf auf die Ruhekoje und begibt sich in den Zustand der entspannten Einsatzbereitschaft. Wenn man Pech hat, wird man des Nächtens herausgeklingelt, mit großem Pech sogar zweimal - und wenn es übel läuft noch öfter.

Gestern Nacht lief es ganz übel. Der erste Ausrücker ereilte uns bereits zwischen Umziehen und Kaffee rauchen, und wo wir dann schonmal unterwegs waren, hatten die Fahrenlasser von der Einsatzzentrale gleich vier Anschlußtouren.

Klar - der erste Einsatz war natürlich ein Notfall; man rief uns zu einem "Verdacht auf Herzinfarkt", der sich dann als ICN herausstellte. Die Patientin war dabei so derart aufgeregt, daß unser Notdruide sie mit ein paar Milligramm einer Substanz anfixte, die einem schnell alles scheißegal sein läßt. Da die gute Dame hierbei ein wenig überschiessend reagierte (will sagen: sehr reichlich müde wurde), beförderten wir sie zur Überwachung ins nahegelegene Krankenhaus der Maximalversorgung*.

Die vier bereits erwähnten Anschlußtouren waren allesamt vom Typ "dringende Entlassung". Die Patienten mussten entweder ganz schnell wieder aus der Ambulanz in ihr jeweiliges Pflegeheim ("sonst gibt es kein Abendbrot mehr"), oder die Angehörigen, die uns am Zielort mit den Wohnungsschlüsseln behilflich sein wollten, hatten "nur ganz wenig Zeit". Nee, is klar...

So gegen 22 Uhr haben wir dann unsere Wache wiedergesehen, und ich habe mir vorsichtshalber gleich mein Essen in den Atomofen gestellt, man weiß ja nie. Und als wenn ich es geahnt hätte: der Piepser ging exakt in dem Moment los, als ich mein dampfendes Pastagericht aus der Mikrowelle zog. Natürlich wieder ein Notfall, also keine Zeit zum Essen - nur schnell eine Gabel voll in den Mund gegen den schlimmsten Hung... --- AUA!!! --- Scheiße.

Der Rest ist schnell erzählt: ein Verkehrsunfall, zwei Hausunfälle, zwei weitere Entlassungen, und schwupps war es halb sieben. Die Tagschicht kommt jeden Moment, die Kaffeemaschine läuft (die eklige Brühe von gestern abend habe ich dann nach 10 Stunden auf der Warmhalteplatte komplett weggekippt) und ich will nur noch eins: nach Hause ins Bett.

Als dann wenig später die beiden Kollegen zum Tagdienst auf den Hof fuhren, waren wir schon auf dem Weg zu einem Suizidversuch. Natürlich hinter verschlossener Tür, so daß wir erstmal auf die Spezialisten der örtlich zuständigen Feuerwehr warten mussten, die zwar fix da waren, aber mit der Tür so ihre liebe Mühe hatten. Nach 20 Minuten konnten wir die Wohnung betreten, um ein offenbar mit Tabletten und Alkohol vollgepumptes Männchen vorzufinden, das inmitten diverser Körperausscheidungen vor sich hin stank. Der erste Kurzcheck ergab, daß der berühmte "letzte Ködel" noch nicht dabei war, also volles Programm: umfangreiches Absaugen, Intubation, Magenspülung mit Asservierung, Sicherstellen der herumliegenden Tütchen, Flaschen, Dosen und Blister, aufwändige Rettung aus dem dritten Stock mittels der zwischenzeitlich eingetroffenen Drehleiter unter vollständigem Einsauen der eigenen Klamotten mit will-ich-nicht-wissen.

Die Übergabe im Krankenhaus verlief routinemäßig, das Aufklaren des Rettungsmobils hat der Tagdienst übernommen, ich bin frisch geduscht und inzwischen zu Hause und von vier Tassen Kaffee ein wenig aufgeputscht.

Aber gleich, gleich geh ich schlafen, und heut abend wird es ruhiger.
Ganz bestimmt.
Hoffe ich.



*: Maximalversorgung heißt, daß wir hier nicht nur Kaffee bekommen, sondern wahlweise auch Kakao, Tee, Schokoriegel, süße ledige Schwestern, ...

Mittwoch, 23. Juli 2008

Service-Wüste Deutschland

Gestern abend hatte ich einen wichtigen Brief zu verschicken. Er war groß (A4) und recht schwer - und ich hatte keine Ahnung, wie viel Porto da drauf muß.

Die "Postfiliale meines Vertrauens" existiert seit zwei Jahren nicht mehr, stattdessen wurde in einem örtlichen Supermarkt eine Art Poststelle eingerichtet, besetzt durch Mitarbeiterinnen des Shops.

Könnte ökonomisch Sinn machen - die "echte" Post war nicht so sehr frequentiert, als daß das Personal (ein Mitarbeiter) ausgelastet gewesen wäre, und im Supermarkt kann man das quasi nebenher machen - wenn ein Postkunde kommt, unterbricht man die Reagl-Einräumerei kurz.

Aber wir leben schließlich in einer Service-Wüste: Während nämlich die Shopmitarbeiter bis 20:00 Uhr da sind (so lange hat der Laden auf), schließt der Postschalter trotzdem pünktlich um 18:00 Uhr. Soll wohl niemand verwöhnt werden...

Freitag, 18. Juli 2008

Primitiver Party ?

Gestern früh in der S-Bahn: ich noch halb verpennt, gerade noch den Zug erwischt (hechel, hechel) und Glück gehabt - letzter Sitzplatz ist meiner. Im selben Vierer drei Schicksen, hübsch anzusehen, Dekoilleteés der eher freizügigen Art, kurze Röcke, Stiefel.

Okay, ich gebe zu, daß mich der Anblick nicht wirklich gestört hat. ;-)

Aber das Leben ist ja so dermaßen berechenbar - Du siehst eine ausgesprochen hübsche Frau, die mit ihren definitiv vorhandenen Reizen absolut nicht geizt, checkst ganz beiläufig den Ringstatus ab (Vorsicht: "kein Ring" heißt mitnichten "kein Freund". Immer den Crosscheck machen: kein Ring und keine Ohrringe und kein Piercing kann auch "kein Schmuck" bedeuten und läßt dann genau gar keine Rückschlüsse mehr zu...) überlegst schon so ein bißchen, ob und wie Du sie vielleicht anquatschst, doch plötzlich...

Ja genau: plötzlich macht sie den Mund auf. Manchmal reicht das schon, weil sich hinter einer aufreizend hübschen Fassade gern mal eine Ruinenlandschaft von ungepflegten Zähnen verbirgt. Sollte dem (wie in diesem Fall) nicht so sein, erfolgt die nächste Blutmengenverlagerung spätestens, wenn sie anfängt zu sprechen.

Schade, vergeigt. Meine Vorstellungen von intensivst-geilen Spielchen unter Einbeziehung der erwähnten Stiefel und vielleicht Handschellen & Co. zerbersten jäh, als die Worte ein kurzes Schlaglicht auf die "inneren Werte" werfen - beziehungsweise auf die Region, wo diese sein sollten. (Gut, mit inneren Werten kann man nicht ins Bett gehen, aber der Geist will halt irgendwie auch befriedigt sein...)

In diesem Fall war es eine durchaus gelungene Mischung aus mangelhafter Grammatik und einem perfektioniert hochnäsigen Tonfall, in dem man sich über "einen primitiven Party" unterhielt, wo die Jungs scheinbar den ganzen Abend "an Tresen" gestanden haben und "gesauft" haben.

Vielen Dank ihr drei - war nett, euch mal ein bißchen von oben auf den Bauchnabel zu schauen, aber statt der Handschellen wäre wohl eher ein fester Knebel angesagt...

Mittwoch, 16. Juli 2008

GELB und BLAU ergibt - GRÜN

Gestern abend habe ich mir seit langem mal wieder eine "grüne Witwe" gemixt - ein Glas Orangensaft mit einem Schuß Blue Curacao. Abgesehen davon, daß das Zeugs doch irgendwie ganz lecker schmeckt, finde ich das Farbspiel jedesmal wieder beeindruckend: Stechendes Gelb wird durch ein bißchen kräftiges Blau zu einem blassen Grün.

Das erinnerte mich dann ganz spontan an den aktuellen Blödsinn in der Hamburger Schulpolitik: da werden ja gerade die Hauptschulen abgeschafft und mit den Realschulen zusammengelegt, in der Erwartung, daß das Bildungsniveau ansteigt. Klingt irgendwie wie die Vorstellung, man mischt Orangensaft mit Blue Curacao und erwartet, daß die blaue Fareb sich irgendwie auflöst und in ein kräftiges Gelb umwandelt.

Nette Idee, funktioniert aber nicht.

Warum sollte man das überhaupt versuchen? Okay, die Schüler von heute bringen nicht mehr das Wissen und die Kenntnisse mit, wie es ihre Vorgänger in der 80ern wohl noch taten; viele Firmen, gerade im handwerklichen Bereich, beklagen ja die oft bodenlose Unwissenheit von Lehrstellenbewerbern. Vor allem in puncto Allgemeinbildung, aber auch so simple Kenntnisse wie z.B. Prozentrechnung oder Grammatik sind oft nicht nachweisbar.

Personalverantwortliche erklären unisono, am liebsten gute Abiturienten einzustellen, dann gute Realschüler, dann schlechte Abiturienten. Wenn's sein muß, sogar schlechte Realschüler. Doch bevor man einen Hauptschüler einstellt, läßt man die Lehrstelle dann doch lieber unbesetzt - nur wenige Firmen machen sich noch die Mühe, einen Hauptschulabsolventen überhaupt zum Vorstellungsgespräch einzuladen.

Die Lösung liegt also auf der Hand - wenn man die Hauptschulen abschafft, wird es keine Hauptschüler mehr geben, die sich (frustran) um eine Lehrstelle bewerben könnten...

Klasse Konzept, wirklich. Den Mut zu einer so einschneidenden Maßnahme zu haben - Respekt! Überhaupt auf die Idee zu kommen, Waldbrände zu verhindern, indem man einfach alle Wälder abholzt, hey, da gehört doch echt was zu! Das macht mir auch deutlich, warum ich in der Politik keine Chance hätte: auf so kreative Ideen komme ich ja gar nicht.

Ich hätte vielleicht ein Konzept entwickelt, das auf besondere Förderung der schwachen Schüler setzt. Daß man schaut, wo die Schwäche des Einzelnen herkommt, also ob er z.B. der deutschen Sprache nicht mächtig ist und deshalb gar nicht versteht, was im Unterricht so gesprochen wird. Oder ob die Grundlagen schon nicht kapiert wurden und deshalb gar nichts da ist, wo man drauf aufbauen könnte. Oder ob er abends und nachts in der Gegend rumhängt, weil sich die Eltern nicht weiter darum kümmern, daß sie auch erzieherische Verantwortung tragen, so daß er die Schulzeit zum Nachholen des Nachtschlafs braucht. Jede einzelne dieser Ursachen würde ich konsequent bekämpfen wollen, durch verpflichtende Sprach- und Integrationskurse, durch Förderunterricht, wenn es sein muß sogar durch Eingriffe in das praktizierte Familienleben.

Ich gebe zu, ich hätte nach den Ursachen geforscht und versucht, diese direkt anzugehen - auf einen so vorzügilchen Gedanken wie die Abschaffung der Projektionsfläche wäre ich nicht gekommen.

Letztlich fürchte ich einfach, daß es die Schüler mit Realschulniveau sein werden, die unter diesem Mist zu leiden haben. Das Lerntempo wird immer durch die Schwächeren bestimmt, und die Schüler, die gerade mal die Hauptschule schaffen würden, werden das Niveau der Besseren nach unten ziehen.

Die Folge wird sein, daß aus dem strahlenden Gelb der Realschulen und dem kräftigen Blau der Hauptschulen - beides gut einzuordnen - ein undefiniertes häßlich-blasses Giftgrün wird. Oder konkret: ein Realschulabschluß aus Hamburg wird in ein paar Jahren nichts mehr wert sein.

Aber: kein Hauptschüler wird mehr gefrustet sein, weil er keine Lehrstelle bekommt, denn Hauptschüler gibt es ja dann nicht mehr...

Montag, 14. Juli 2008

isch hau disch auffa fresse, alda!

Das Hamburger Abendblatt berichtet in seiner heutigen Ausgabe von einem 15jährigen, der des Nächtens an der Alster Passanten provoziert hat, indem er ihnen Schläge androhte. Ganz offensichtlich war der Knabe kräftig angetrunken.

Man weiß ja nun nicht, wie lange dieses Kind da schon besoffen herumgelungert hat, wie viele Menschen es, vielleicht kopfschüttelnd, bereits ignoriert hatten - doch irgendwann in dieser Nacht passierte, was in solchen Fällen immer passiert: jemand hat die Provokation dankend angenommen.

Der Störenfried bekam die Abreibung, um die er so sehr gebettelt hat, inklusive einer anschliessenden Freifahrt in die nächste Chirurgie.

Mein erster Impuls, als ich das gelesen habe, war: "selbst schuld".

Aber ist das wirklich so einfach? Kann man die Tatsache, daß ein 15jähriger Bengel nachts besoffen in der Gegend rumläuft, andere belästigt und dafür schließlich was auf die Mütze kriegt, einfach abtun mit dem Gedanken "selbst schuld"? Kann man ihm tatsächlich vorwerfen, daß er Alkohol zu sich genommen hat, bis er seine Aggressivität verbal auszuleben begann?

Oder muß man nicht vielmehr fragen, wer denn da versagt hat? Wer hat dem Halbwüchsigen überhaupt den Zugang zu Alkohol verschafft? Wer hat alles in den 15 Jahren vor diesem Event einem Kind die Aufmerksamkeit versagt - so daß es sich diese nun auf, zugegeben ungeschickte Art, selbst verschaffen muß? Wer hat nicht darauf geachtet, daß der Jüngling nachts dort ist, wo Kinder in seinem Alter nunmal hingehören - im Bett nämlich?

Ich meine, Mitleid ist hier fehl am Platze. Vielleicht ist es ja vor 50 Jahren so gewesen, daß ein 15jähriger keine Ahnung hatte, wie Alkohol wirkt - aber heute? Sorry about it. Heute weiß spätestens jeder 12jährige, daß Alkohol die Sinne benebelt und man Gefahr läuft, Dinge zu tun, die man sonst nicht tun würde.

Insofern klares Votum: der Typ hat selbst Schuld gehabt, und ich wünsche ihm, daß er aus der Nummer seine Lehre zieht.

Samstag, 5. Juli 2008

Leben und sterben lassen ?

Hochaktuell mal wieder: das Thema Sterbehilfe.

Ausgelöst durch einen mediengeilen Exsenator, der vielleicht als Kind zu wenig Aufmerksamkeit bekam, dessen grundsätzliche Ansichten ich aber weitgehend teile. So es denn wirklich seine Ansichten sind und er nicht einfach nur aufmerksamkeitsbesetzte Themen aufgreift, um seinen Durst nach öffentlicher Wahrnehmung zu stillen.

Sei's drum - ich will mich mit dem Mann hier gar nicht weiter beschäftigen, sondern ein paar Gedaken zum Thema "Recht auf Freitod" zu Web bringen.

Ich persönlich verstehe Leben ja als den Zeitraum zwischen Werdung und Vergehen, zwischen Geburt und Tod also. Diesen Zeitraum haben wir irgendwie zu bewältigen und die herrschende Meinung geht richtigerweise von einem weitreichenden Selbstbestimmungsrecht aus - will sagen: sobald ein Mensch in der Lage ist, für sich selbst Entscheidungen zu treffen, darf er dies auch tun. Üblicherweise wird den Menschen dies zugetraut, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben; in Deutschland nennt man das "Volljährigkeit".

Wenn aber jemand, der volljährig ist, für all sein Tun verantwortlich ist - und natürlich auch die Konsequenzen zu tragen hat - warum spricht man ihm dieses Recht ab, wenn es um den eigenen Tod geht?

Und warum darf er sich - wenn er diesen Schritt schon geht - dabei nicht helfen lassen?

Jemandem zu helfen, etwas zu tun, was er alleine nicht fertigbringt, wird in unserer Gesellschaft immer dann gelobt und anerkannt, wenn das Ziel selber für "in Ordnung" befunden wird. Wenn ich der alten Dame über die Strasse helfe, weil sie es alleine nicht schafft, bin ich ein "guter Mensch". Wenn ich mich ehrenamtlich in der Feuerwehr engagiere und dort hineinlaufe, wo andere rausrennen, dann bin ich sowas wie ein "Held". Ja, manchmal fordert die Gesellshaft sogar, daß ich Hilfe leiste, vgl. §323c im StGB.

Wenn hingegen das Ziel der Unternehmung verboten oder sonstwie gesellschaftlich nicht anerkannt ist, dann bin ich natürlich kein guter Mensch, jedenfalls moralisch nicht, werde vielleicht sogar bestraft.

Wenn nun also Menschen an den Pranger gestellt werden, die anderen dabei helfen (wollen), sich umzubringen, dann kann das nichts anderes bedeuten, als daß man das Ziel "Selbsttötung" nicht okay findet.

Die Frage ist demnach nicht, ob es verwerflich ist, jemandem bei dessen Suizid behilflich zu sein, weil er es alleine nicht schafft, sondern die Frage ist, ob ein Mensch das Recht hat, sich selbst zu töten, oder ob dieses Recht nicht besteht. Und diese Frage ist vor dem Hintergrund zu beantworten, daß Menschen (wie oben gesagt) das grundsätzliche Recht haben, ihr Leben selbst zu gestalten.

Diejenigen, die dem Menschen das Recht auf ein selbstbestimmtes Ende absprechen, tun dies grundsätzlich mit dem Argument, daß der Mensch nicht das Recht habe, in "Gottes Willen" einzugreifen. Sie argumentieren aus verschiedenen Aspekten, aber im Grunde läuft es immer darauf hinaus.

Da kann ich nur sagen: wenn GOTT bestimmt, wann ich aus dem Leben scheide, dann wird ER auch bestimmen, wie ich es tue. Vielleicht beliebt es IHM, mir irgendwann auf der Landstrasse einen Baum in den Weg zu stellen, oder ER hat Freude daran, mich lange siechen zu sehen. Möglicherweise gefällt es IHM, mich mitten aus dem Kreis meiner Familie zu reissen, weil ER den Meinen eine Prüfung angedeihen lassen will.

Aber wenn ER derjenige ist, der mein Ende bestimmt, dann besteht für mich kein Zweifel daran, daß ER auch einen Knopf "Suizid" auf SEINER göttlichen Fernbedienung hat. Dann hat ER auch das Recht zu entscheiden, daß ich hier und jetzt und aus eigener Hand aus dem Leben scheide.

Und niemand hat das Recht, diese SEINE Entscheidung in Zweifel zu ziehen - erst recht nicht, wenn er mit IHM als dem einzigen Bestimmer des Weltenlaufes argumentiert.

Im Grunde ist das natürlich alles esoterisches Geschwafel - als strenggläubiger Atheist halte ich es denn doch mehr mit der Theorie, daß der Mensch selbst der Bestimmer ist. Götter sind in allen Zeiten erforderlich gewesen, um Unverstandenes zu erklären und um die Macht Einzelner zu sichern, die den jeweiligen Göttern gerade etwas näher standen als der Rest der Menschheit. Aus welchem Wahn diese Einschätzung auch immer entstanden sein mag.

Tatsächlich stehe ich auf dem Standpunkt, daß die schlimmste Geißel der Menschheit die Doppelmoral ist, die Unehrlichkeit sich selbst und den anderen gegenüber.

Ich denke da an Menschen, die in Umweltgruppen aktiv sind, die aber die zwei Kilometer zur Arbeit mit dem Auto zurücklegen. Oder diese Leute, die jeden Sonntag in die Kirche gehen und jeden Abend beten, aber tagsüber Hetze gegen Ausländer betreiben und nur sich selbst die Nächsten sind. Oder Priester, die sich Gottes Wort verschrieben haben, und nebenher kleine Kinder ficken.

Und in genau die gleiche Kategorie fallen auch diese selbstgefälligen Spacken, die einerseits ein Recht auf Selbsttötung verneinen, andererseits aber mit dafür sorgen, daß in dieser Gesellschaft kaum noch jemand alt werden mag - weil Altwerden oft genug Würdeverlust und Siechtum bedeutet.

Diese Menschen, die vehement fordern, Beihilfe zum Selbstmord zu bestrafen, das sind die gleichen, die ihre eigenen Eltern ins billigste Pflegeheim abschieben.

Die Leute, die dem Menschen das Recht auf ein selbstbestimmtes Ende absprechen - es sind doch dieselben, die über zu hohe Beiträge an die Pflegekasse jammern.

Ich stehe auf dem Standpunkt, daß jeder Mensch das Recht hat, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen. Die Gesellschaft darf dies nicht länger zum Tabu machen, sondern sie muß Möglichkeiten schaffen, damit jeder Mensch dieses Recht auch wahrnehmen kann.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Tod durch Ignoranz

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate ist in den USA ein Mensch inmitten einer krankenhäuslichen Notaufnahme gestorben, weil das Personal sich einfach mal nicht drum gekümmert hat. Videoaufnahmen belegen, daß Mitarbeiter mehrfach die reglos am Boden liegende Frau zur Kenntnis genommen haben, jedoch ohne etwas zu unternehmen.

Sowas kann in Deutschland natürlich nicht passieren.
Weder im Krankenhaus, noch im Rettungsdienst.
Sollte man jedenfalls denken - sind doch die Deutschen bekannt dafür, gründlich und sorgsam ihre Aufgaben zu erfüllen, pflichtbewußt und akkurat zu handeln.

Natürlich gibt es so Situationen, wo jemand in der Rettungsleitstelle anruft ("den Notruf wählt") und an den ärztlichen Notdienst verwiesen wird, weil der Leitstellendisponent das Geschehen nicht für dringlich genug hält, einen Rettungswagen zu entsenden. Vielleicht, weil der Anrufer öfter mal anruft (sogenannter "Nervkunde") oder seine Situation nicht detailliert und dramatisch genug schildert (und der Disponent grad keine Lust auf aufwändiges Nachfragen hat). Oder auch, weil der Anrufer alle verfügbare Dramatik in Stimme und Inhalt legt und den Disponenten damit geradzu auffordert, alles für eine maßlose Übertreibung zu halten.

Natürlich gibt es auch Situationen, wo der Anrufer irgendwann in seinem Text das Wort "Hausarzt" erwähnt, wie zum Beispiel in "...und der Hausarzt ist nicht erreichbar..." - damit wird aber bei einigen Disponenten der SKS aktiviert, der "Synaptische Krankentransport-Schaltkreis". Völlig egal, was in dem Gespräch noch an Informationen enthalten war ("atmet nicht mehr", "blutet wie ein Schwein", "hat extreme Brustschmerzen", ...) - das schlichte Erwähnen des Terminus "Hausarzt" klassifiziert den Einsatz zu einem Krankentransport ohne jede Dringlichkeit.

Klar, auch im Krankenhaus gibt es Vorfälle, wo dem Patienten gesagt wird "hier sind Sie leider falsch, da müssen Sie ins Anderes-Ende-der-Stadt-Krankenhaus" - was auch völlig korrekt ist, weil die eigene unterbesetzte Notaufnahme gerade aus allen Nähten platzt, weil der Pizzaservice gerade das Essen geliefert hat, oder weil im Ersten gerade der Tatort läuft. Alles Situationen, wo selbstverständlich nicht mal eine Erstversorgung möglich ist, weil alle Ärzte unabkömmlich gebunden sind.

Selbst wenn man auf der Trage vom Rettungsdienst in die Notaufnahme geschoben wird, ist das noch lange keine Garantie dafür, auch zumindest angeschaut werden - jedenfalls nicht sofort. Der Klassiker sind Patienten, die aufgrund eines akuten Schlaganfalls gestürzt sind und nun auch noch eine kleinere Kopfplatzwunde mit sich führen. Die kann der Neurologe so ja gar nicht behandeln, dafür ist erstmal der Chirurg zuständig - der einen selbstverständlich sofort zu den Neurologen zurückschickt, weil die Wunde nicht mal mehr blutet...

Oh, natürlich wären alle diese "kritischen Ereignisse" geeignet, einen Patienten sterben zu lassen, weil die richtige (adäquate) Hilfe nicht in der gebotenen Eile zur Verfügung gestellt wird.

Dennoch werden wir diese amerikanischen Verhältnisse nicht bekommen, weil wir deutschen eben so gründlich sind. Nämlich im vertuschen und verschleiern, oooh, das können wir gut, viel besser als die dämlichen Amis.

Außerdem haben wir mehr Corpsgeist - bevor hierzulande ein Disponent oder ein Krankenhausmitarbeiter seinen Job verliert, weil er völlig verantwortungslos handelt, fängt sich der Kollege, der das meldet (und sei es nur intern), eine Abmahnung ein. Nestbeschmutzer mag man hier nicht!

Kein Disponent wird sich bei der Arbeit filmen lassen, stattdessen hat er die Möglichkeit, auch noch die Tonbandaufzeichnung abzuschalten. Muß er wohl gegen den Schalter gekommen sein...

Und auch im Krankenhaus würde sich natürlich niemand so dämlich anstellen, und videodokumentiert Mist bauen. Kameras scheitern in der Regel an den Personal- und Betriebsräten (vorausgesetzt, sie sind nicht eh schon zu teuer), und falls nicht, können Aufzeichnungen immer noch durch Mitarbeiter gelöscht oder veschwunden werden - schließlich hat jeder im Unternehmen ein Interesse am guten Ruf des Hauses.

Und wenn alles schiefgeht, blockt halt die Geschäftsführung alle Ansprüche ab. Bevor noch ein Imageschaden entsteht.

Die beiden betroffenen Krankenhäser in den USA werden garantiert ihre Konsequenzen ziehen. Abgesehen davon, daß die betroffenen Mitarbeiter sofort fristlos gekündigt wurden, werden dort unter Garantie nun die Prozesse verbessert, damit sich so etwas nicht wiederholen kann.

Für unser Land kann man nur hoffen, daß es einen nicht selber trifft.

Montag, 30. Juni 2008

Vergeigt.

Die EM ist endlich vorbei, jetzt haben wir zwei Jahre Ruhe, dann ist Weltmeisterschaft...

Das Spiel Deutschland-Polen ließ ja noch hoffen - danach wäre jede Erwartung gerechtfertigt gewesen, den Titel nach "Schlaaaaaaaaaaaaaaaand!!!" zu holen. Gegen Kroatien der böse Einknicker, aber selbst da konnte man ja noch sagen "okay, kleines Formtief, die fangen sich nochmal".

Was aber dann kam, war bitter. Gegen Österreich und gegen Portugal hat die DFB-Elf nicht gewonnen, weil sie besser war, sondern lediglich, weil die anderen schlechter waren. Sinn- und phantasiloses hin- und hergekicke. Nur Lehmann, Lahm und Friedrichs auf der Höhe, der Rest noch im Halbschlaf.

Der Sieg gegen die Türken war pures Glück kurz vorm Abpfiff - eine Verlängerung hätten die Mädchen da auf dem Platz nicht durchgestanden. Die Türken waren das bessere Team und die Niederlage absolut unverdient.

Insofern war das Ergebnis gestern gegen Spanien sowas von absehbar. Ob nun Ballack, Podolski, Schweinsteiger oder Klose - alle nur noch Schatten ihrer selbst. Kein richtiger Einsatz, kein Elan, keine Chance wurde so richtig genutzt. Die ersten zehn Minuten waren sie gut, und dann nochmal ein paar Minuten in der zweiten Hälfte, aber drei Viertel des Spiels fanden vor dem deutschen Tor statt - wer in einem EM-Finale Kreisklasse-Fußball spielt, der muß sich nicht wundern, wenn er ohne Pokal nach Hause fliegt.

Nein nein, bei allem Patriotismus - die deutsche Mannschaft kann froh sein, daß sie es überhaupt so weit gebracht hat. Gerechtfertigt war das nicht.

Donnerstag, 26. Juni 2008

Huuuuuuuuuupppp !!!!!

Wie bescheuert kann man eigentlich sein?

Und wie rücksichtslos?

Ja, auch ich freu mich, wenn die deutsche Mannschaft mal wieder einen Sieg erzittert hat. Und ganz besonders freu ich mich, wenn dieser Sieg auch verdient ist (wie gegen Polen oder Portugal).

Aber erstens sehe ich keinen Sinn darin, deshalb -zig Liter Sprit zu verfahren, nur um mich in irgendeinen Jubelkorso einzustauen, zweitens muß ich nicht hunderte von Kindern nachts um elf mit dämlichem Gehupe aufwecken und damit tausende von Eltern nerven, die ihre erschrockenen Kids wieder beruhigen und zum weiterschlafen animieren müssen, und drittens gehöre ich zur arbeitenden Bevölkerung und muß in aller Regel am nächsten Morgen wieder früh raus.

Ich halte das Korso-Gefahre für eine völlig sinnbefreite Marotte, die immer mehr um sich greift. Bei der WM '90 war es das Endspiel (wofür ich noch ein wenig Verständnis aufbringen konnte), aber inzwischen sind es schon die Gruppenspiele gewesen - in zwei Jahren spätestens dürfte das schon in der Qualifikationsrunde so gehen und dann auch nach jedem Bundesligaspiel. Zum kotzen ist das.

Solange so viele Leute so viel Sprit für nichts verfahren können, so lange sind auch 1,56 Euro je Liter noch nicht genug.

Freitag, 6. Juni 2008

Angemessen...?

Wie war das noch mit der Kinderärztin aus Hamburg, die einem Vierjährigen eine viel zu hohe Dosis Glucose verabreicht hat? Freiheitsstrafe und Berufsverbot, macht zusammen die vollständige Vernichtung einer beruflichen Existenz. Auch, wenn das Berufsverbot nur für fünf Jahre gilt - wer stellt denn eine vorbestrafte Ärztin ein, die gerade mehrere Jahre nicht praktiziert hat? Die Frau ist baruflich am Ende und kann sich - nach der Haftentlassung - einen Job als Raumpflegerin suchen oder so.

Für einen Fehler, den sie gemacht hat, als sie eigentlich helfen wollte.

Ich halte das Urteil für hart, aber - wie schon vor ein paar Tagen hier geschrieben - auch für nachvollziehbar und im Prinzip gerecht. Nicht wegen des Fehlers selbst, sondern wegen ihres Verhaltens danach.

Andere Menschen zeigen auch eklatantes Fehlverhalten. Sie haben nicht den Willen, jemandem zu helfen, außer sich selbst natürlich, denn das Geld ist alle und das Bier teuer. Also suchen sie sich jemanden, der vielleicht noch Geld hat, schlagen ihn zusammen, schlitzen ihn mit der Bierflasche auf, stechen seinem Kumpel ein Messer zwischen die Rippen, klauen die Kohle und verduften.

Im Prozess zeigt sich, wie wenig diese beiden Verhaltensweisen miteinander vergleichbar sind: denn während im ersten Fall, wie schon gesagt, die (berufliche) Existenz einer bis dahin unbescholtenen Bürgerin zunichte gemacht wird, kommen die Täter im zweiten Fall mit Bewährungsstrafen davon.

Ich halte dieses Urteil für unangemessen; es wird der Tat nicht ansatzweise gerecht !

Beide Opfer des Raubüberfalles hätten sterben können, der Schnitt mit der Bierflasche hat die Halsschlagader nur um wenige Millimeter verfehlt. Das war reines Glück. Der Stich mit dem Messer in die Brust des anderen Opfers hätte für dieses ebenfalls tödlich enden können - auch hier war viel Glück im Spiel. Und den Tätern ist das völlig egal gewesen! Weder beim Schnitt mit der Flasche noch beim Stich mit dem Messer dürfte der jeweilige Täter wohlüberlegt gehandelt und sich überzeugt haben, daß er keine lebensbedrohliche Verletzung setzt.

Das alles läßt dieses überaus schale Gefühl entstehen, von der Justiz keinen Schutz erwarten zu dürfen.

Donnerstag, 5. Juni 2008

Heißdüsen...

Was macht eigentlich so ein Klempner den ganzen Tag?

Morgens beginnt er seine Arbeit in der Firma bei Mettbrötchen und BILD, fährt dann mit seinem Azubi zusammen los zum ersten Kunden, wo er sich um die Kloverstopfung kümmert. Scheiß-Job, möchte man meinen... Anschließend weiter zu nächsten Kunden, ein neues Waschbecken installieren, hinterher beim dritten Kunden des Tages erstmal nur ausmessen - man will ein neues Badezimmer und bittet um einen Kostenvoranschlag.

Nach der Mittagspause gilt es, beim vierten Kunden des Tages einige Heizkörper auszutauschen und kurz vor Feierabend ist nochmal eine Verstopfung reingekommen.

Abends setzt er sich vor seinen Computer und schreibt sein Blog: Zwei Familien vor dem Ertrinken in Exkrementen gerettet, eine weitere vor dem Erfrieren. Das Waschbecken unterschlägt er (zu langweilig) und das Ausmessen des Badezimmers wird zur langwierigen Consulting-Fortbildung in Anbetracht der künftigen Tätigkeit als Klemager (Klempner+Manager).

Außerdem fabuliert er ein wenig über die Unvernunft der Menschen, die den Klempner rufen müssen, weil sie blöd genug waren, das Paket Binden der letzten Woche am Stück ins Klo zu werfen und daß er deshalb Scheiß-Arbeit hatte, er beschwert sich lautstark über die arroganten Zeitgenossen, die alle direkt vor dem Haus seiner Kundschaft parken, so daß der arme Klempner die schweren Heizkörper nicht nur in den dritten Stock, sondern vorher auch schon 100 Meter die Straße entlang schleppen musste.

Hmmm, wirkt alles irgendwie konstruiert.

Aber: was macht der Rettungsassistent den ganzen Tag lang?

Morgens beginnt er seinen Tag mit dem Fahrzeugcheck, anschließend ein kleines Frühstück mit großem Kaffee. Danach zwei Entlassungen, eine Ambulanzfahrt, wieder an der Wache gibts dann Kaffee, bißchen Auto putzen und Wache saugen. Einweisung einer nicht gehfähigen Person, danach was spannendes: ein Herzinfarkt, mit Notarzt. Einrücken in die Rettungswache, Kaffee, Mittagessen, Couch.

Nachmittags ein weiterer Notfall: Schnittverletzung in einem Betrieb. Danach gleich weiter: Verkehrsunfall, zwei mal Schleudertrauma. Munter weiter zum nächsten Notfall: Kreislaufprobleme, die Patientin bleibt aber zu Hause, weil es ihr schon wieder viel besser geht. Zum Abschluß des Tages noch zwei Entlassungen.

Zu Hause setzt sich der Rettungsassistent an seinen Computer und schreibt sein Blog: wie er den ganzen Tag lang bereit war, Leben zu retten, aber mit langweiligen Krankentransporten genervt wurde. Wie er dann endlich richtig gefordert wurde und unter laufender Reanimationsbereitschaft einen Herzpatienten versorgt und gleichzeitig den völlig unfähigen Notarzt unter Kontrolle gehalten hat. Wie er aber bei dem Verkehrsunfall über sich selbst hinausgewachsen ist und unter Einsatz seines Lebens zwei Menschen dem Schnitter Tod gerade noch so von der Schippe reißen konnte.

Außerdem läßt er sich ausgiebig aus über die Idioten, die nicht Auto fahren können, und meint damit vor allem all jene Fahrer, die gerade kein Blaulicht auf dem Dach haben und diejenigen, denen es einfach nicht gelingen will, sich beim Herannahen eines Rettungswagens einfach nur in Luft aufzulösen. Und natürlich läßt er die ganzen unfähigen Laien nicht aus, die für völlig unspektakuläre Verletzungen/Erkrankungen den Rettungsdienst alarmieren - das führt ja doch nur zu Einsätzen, in denen der Rettungsassistent völlig unterfordert ist, blockiert für spektakuläre Ereignisse, und von denen er hinterher nicht gut berichten kann - wer will schon langweiligen Standard hören...?

Hmmm, das klingt schon viel weniger konstruiert.

In vielen Blogs ist nachzulesen, wie sich Rettungsassistenten, Rettungssanitäter, Transportsanitäter, Notfallsanitäter oder wie die lieben Kollegen in den vielen Ländern auch immer heißen mögen, entweder über die anderen an Einsätzen beteiligten Personen auskotzen (Patienten, Notärzte, Polizisten, Feuerwehrleute, Angehörige, usw.), oder alternativ ihre genz persönlichen Glanzleistungen präsentieren. Oder beides...

Der jeweilige Autor ist natürlich immer der Gute, der Profi, der Macher und Könner, die arme Sau sozusagen, die sich inmitten einer unübersichtlichen und für alle Beteiligten lebensbedrohlichen Situation zurechtfinden muß und dabei ausschließlich von unfähigen Blasen umgeben ist, die im besten Fall seine Arbeit nicht stören.

Und selbstverständlich weiß der jeweilige Autor ganz genau, wie das ganze Rettungsbusiness besser laufen würde - sieht aber ein, daß er nichts tun kann, weil es ja eben niemals an ihm liegt. Fehler machen immer die anderen, und weiß Gott: sie haben niemals Gründe dafür.

Ganz ehrlich? Mir persönlich geht dieses Gehabe ein bißchen auf den Geist. Es erinnert mich an die Heißdüsen, die nach ihrem ersten Tag im Rettungswachenpraktikum ihren Kumpels erzählen, wie sie den ganzen Tag knöcheltief im Blut gewatet sind, immer auf dem Sprung, ein Leben nach dem anderen zu retten, die sich aber am zweiten Tag schon morgens die Finger an der Schiebetür klemmen und erstmal ne Woche krank sind.

Es gibt Dinge, die ghören zum Beruf. So wie der Klempner gelegentlich unangenehmen Gerüchen ausgesetzt ist, wenn er das Klo repariert, so gehört es zu den Aufgaben eines Rettungsassistenten, Krankentarnsporte zu fahren oder auf Menschen zu treffen die auch ohne den Rettungsdienst überleben würden, sich aber einfach nicht sicher waren, ob's schlimm ist.

Ebenso gehört zum Job, daß man sich mit Orgelspiel und Lichterglanz durch dichten Verkehr quält, während die anderen Verkehrsteilnehmer mit dieser Situation nur selten konfrontiert (und dementsprechend unsicher) sind.

Ich mache meinen Job als Rettungsassistent gerne, ich freue mich auch über Einsätze, wo ich mal zeigen kann, wie gut ich wirklich bin - aber ich sehe meine Stärke unter anderem darin, ruhig und gelassen zu bleiben, Probleme zu lösen, wenn sie sich mir stellen (ich muß sie nicht herbeireden), und auch darin, nicht andere (vor allem rettungsdienstliche Laien) abzuklassifizieren, weil sie von meinem Beruf keine Ahnung haben.

Im Gegenzug rufe ich den Klempner, wenn mein Klo verstopft ist...

Ich sehe meine Stärke auch darin, mit dem Verhalten anderer zu rechnen und mich darauf einzustellen. Vor allem, wenn ich den Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn durch den Stau vor der Ampel lenke. Ich muß mich da nicht aufregen - für die anderen sieht die Situation anders aus und sie wissen meist nicht, wie sie mir am besten helfen können. Ihnen fehlt der Überblick, den ich habe, weil ich ein gutes Stück höher sitze und über die PKWs drüberwegschauen kann.

Im übrigen sind die Einsätze, wo es wirklich auf jede Minute ankommt, sowas von selten - da kann man dann tatsächlich mal einen Blogeintrag zu verfassen.

Und deswegen mag ich Rettungsdienst-Blogs, wo nicht "Edward mit den Laryngoskop-Händen" schreibt oder sich jemand tumb über die Idioten ohne Verstand auslässt, die aus Unsicherheit Dinge falsch machen, die doch für einen ausgebildeten und erfahrenen Rettungsdienstler selbstverständlich sind. Wo nicht jemand herummault, daß der Tag "mal wieder nichts spannendes" gebracht hat, und er so gar nicht zeigen konnte, was für ein Mega-Crack er doch ist - sich aber im nächsten Absatz outet, daß er eh nur als Praktikant mitfährt.

Ich mag Rettungsdienst-Blogs, wo mit ein wenig Wortwitz und geschmeidiger Darstellung das eine oder andere Stück Alltag aufs Korn genommen wird - wo aber nicht aus jeder Zeile Blut trieft oder die Mahnung: "seht her, ich bin der Größte!".

Solche Blogs lese ich gern - alles andere ist in meinen Augen Heißdüsen-Generve und überflüssig.

Dienstag, 3. Juni 2008

Wir doch nicht !

Heute vor genau 10 Jahren ereignete sich das Zugunglück von Eschede, 101 Menschen verloren ihr Leben, weitere 105 wurden verletzt, einige von ihnen sind heute schwerbehindert.

In den Jahren nach dem Unglück wurde viel diskutiert, warum soetwas habe passieren können; die Bahn hat immer betont, technische Defekte liessen sich niemals völlig ausschliessen, und man habe alles getan, um Fehler wie einen gebrochenen Radreifen zu verhindern. Pustekuchen - wie sich immer weiter herausstellte, wurde geschlampt, musste unter hohem Zeitdruck gearbeitet werden, wurden Kontrollen nur halbherzig durchgeführt und Toleranzen erweitert. Wird schon gutgehen.

Ist es aber nicht.

Das erinnert mich an einen Vorfall in Pinneberg vor mehreren Jahren - in drei von vier Trinkwasserbrunnen wurden deutlich erhöhte Belastungen durch verschiedene Schwermetalle gefunden, die Grenzwerte wurden um ein Mehrfaches überschritten. Was hat man getan? Richtig: selbstverständlich wurde sofort die vorübergehende Schliessung dieser Brunnen diskutiert. Wasser hätte man aus Hamburg und dem übrigen Umland beziehen können. Hätte aber Geld gekostet, darum wurden die "zulässigen Grenzwerte" erhöht. Clever, nicht?

Nicht clever? Doch: erstmal wurde viel Geld gespart, und so Schwermetalle machen ja nicht von heute auf morgen krank - 10 Jahre später wird Krankheit durch eine erhöhte Belastung mit diesen Stoffen kaum nachweisbar auf besagten Vorfall zurückzuführen sein.

Oder wie war das noch mit Tschernobyl? Tage nach der Reaktorexplosion mit integrierter Kernschmelze wurden in Skandinavien erhöhte Strahlungswerte gemessen - in der UdSSR gab man sich unwissend. Erst zwei Wochen nach dem Super-GAU räumte man ein, daß es da wohl ein Problem gegeben hätte - zu dem Zeitpunkt waren bereits tonnenweise verseuchte Lebensmittel unters Volk gebracht.

Wir würden sowas natürlich nie machen. Toleranzen ignorieren oder sie zu unseren Gunsten erweitern, Grenzwerte erhöhen, damit wir Geld sparen, Probleme vertuschen, um unser Ansehen nicht zu verlieren.

Wir gönnen uns höchstens drei Bier, weil wir ja noch fahren müssen, und wägen das Risiko des sich-Herantrinkens gegen jenes des Erwischtwerdens ab.

Wir zahlen unsere Rechnungen auch nach vier Wochen noch unter Abzug des Skontos, der uns für schnelle Zahlung binnen 14 Tagen gewährt wurde.

Wir machen ohne mit der Wimper zu zucken weiter Schulden, damit unser Umfeld nicht merkt, daß wir längst pleite sind - zur Not gibts ja die Privatinsolvenz, da kann man einfach nochmal alles auf Null stellen (und hat trotzdem einige Jahre lang fein gelebt).

Aber so Sachen, wo andere Menschen womöglich drunter leiden, schwere oder zumindest finanzielle Nachteile haben könnten? So Dinge, wo wir andere Menschen gefährden, beschummeln oder zumindest ungefragt ausnutzen?

Nein - so etwas machen wir nicht. Schließlich wollen wir ja auch nicht, daß jemand sowas mit uns macht!

Montag, 2. Juni 2008

Es müllt...

Was für ein Wetterchen - gereade recht, um Halbgötter zu zeugen. Fehlt mir nur eine Sterbliche...

Doch wo Sonne ist, da ist auch Schatten. Das Wetter lädt ja sehr dazu ein, sich mal vom heimischen Sofa zu trennen und den Mobilfernseher nebst Grill und Zubehör einzupacken, um sich in die "Natur" zu begeben. Einfach mal raus, zur nächsten Grünfläche (natürlich mit dem Auto!) und ein nettes Picknick im Freien veranstalten.

Da werden Würstchen, Steaks und Maiskolben gegrillt, dazu ein paar Bierchen gekippt, einfach mal die Seele baumeln lassen, den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, das Leben geniessen.

Später wird dann alles eingesammelt - die Wolldecke, der Grill, die Tupperdosen und Pfandflaschen, natürlich der teure Mobilfernseher, und ab gehts wieder nach Hause.

Herrlich, so ein Tag, oder?

Was vergessen? Natürlich nicht! Die Verpackungen von Fleisch und Würstchen, die Pappteller, Servietten, abgenagten Knochen und die verbrannte Grillkohle, die Nicht-Pfand-Flaschen und leeren Zigarettenschachteln - das alles hat man sicherlich nicht vergessen. Auch um es schlicht übersehen zu haben, ist es einfach zu viel.

Nein, man hat den ganzen Dreck und Müll ganz bewusst liegen gelassen. Wozu gibts denn die Stadtreinigung? Warum soll man sich selbst darum kümmern, daß der Picknickplatz hinterher genauso schön aussieht wie vorher? Wenn'd den nächsten Picknicker stört, kann er ja vorher aufräumen, ist doch sein Problem.

Ganz ehrlich: mir gehen diese ignoranten, selbstgefälligen Arschlöcher ganz gewaltig auf die Eier, die ihre Müllberge nicht mal bis zum nächsten Abfalleimer tragen können. Widerliche asoziale Spacken sind das allesamt.

Gerade in Hamburg steht an jeder Ecke ein Mülleimer, der Weg ist wirklich niemals weit. Es ist ganz einfach: eine Plastiktüte für den Müll mitnehmen, alles gleich da hineintun und zum Schluß nur noch die ganze Tüte in den nächsten Mülleimer entsorgen, und schon ist alles gut. Und der positive Nebeneffekt: die Kinder, die das sehen und mitbekommen, haben gleich ein brauchbares Vorbild.

Also, an alle Sozialversager: macht euren Picknickplatz hinterher sauber, schafft euren Abfall weg, das hilft allen - auch euch!