Dienstag, 7. Juli 2009

Chellenge der journalistischen Inkompetenz - oder: Kennen Sie das Hamburger Abendblatt?

Es ist schon beeindruckend, wer (oder besser: was) sich in Deutschland alles im Journalismus tummeln darf. Sorgfalt gehört wohl leider nicht mehr dazu, jedenfalls beim Hamburger Abendblatt.

Beispiel 1*:
Da wird dann über das Washingtoner U-Bahn-Unglück berichtet: "Jeder der beiden Züge in Richtung Innenstadt hatte sechs Wagen mit Platz für jeweils 1.200 Fahrgäste."

Wow, jeder Wagen bot also Platz für 1.200 Menschen, das ist kaum zu glauben: ich halte 6 Personen je Quadratmeter für schon extrem eng. Bei dieser "Packdichte" brauche ich dann 200 Quadratmeter für 1.200 Leute - bei den üblichen 2,5 Metern nutzbare Breite einer durchschnittlichen U-Bahn ist so ein Waggon also 80 Meter lang, der ganze Zug mißt dann gute 480 Meter und kann garantiert keine engen Kurven fahren.

Nun ja, schaut man mal eben bei Wikipedia vorbei, erfährt man, daß ein einzelner Wagen für nicht mal 200 Menschen ausgelegt ist. Bei sechs Waggons komme ich dann auch auf 1.200 und frage mich: war es schlechte Recherche, fehlendes Verstehvermögen, nicht nachgedacht - oder war der betreffende "Journalist" schlicht nicht in der Lage, eine korrekte Formulierung zu wählen?

Beispiel 2*:
Am 1. Juli 2009 wird unter der Überschrift "Norden hinkt bei der Zahl der Internetnutzer hinterher" beschrieben, wie schlecht doch die nödlichen Bundesländer abschneiden, wenn es um die Frage geht, wie viele Menschen dort jeweils einen Zugang zum Internet haben.

Unter "nördliche Länder" verstehe ich mal Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Und jetzt das Ranking:
1. Bremen
2. Berlin
3. Baden-Württemberg
4. Hamburg
5. Hessen
6. Schleswig-Holstein
7. Niedersachsen
8. Nordrhein-Westfalen
9. Bayern
10. Rheinland-Pfalz
11. Brandenburg
12. Sachsen
13. Saarland
14. Thüringen
15. Mecklenburg-Vorpommern
16. Sachsen-Anhalt

Okay - Meck-Pomm hinkt tatsächlich hinterher. Aber die anderen vier Nord-Länder liegen in der oberen Tabellenhälfte und nebenbei alle über dem Bundesdurchschnitt. Die Schlusslichter bilden - vom Saarland mal abgesehen - die östlichen Länder. Ja, die hinken tatsächlich hinterher.

Und wieder mal frage ich mich, was dieser "Journalist" eigentlich gedacht hat (wenn überhaupt), als er diesen Artikel schrieb. Vielleicht braucht er auch einfach einen neuen Kompass.

Übrigens: Leserbriefe mit derartig kritischen Inhalten werden von der Redaktion nicht beantwortet, und sobald man solche "Schmähereien" über die Kommentarfunktion bei dem verunglückten Artikel platziert, wird die Kommentarfunktion dort abgeschaltet.

Was lernen wir daraus?
Gar nichts.
Denn: Lernen wird scheinbar völlig überbewertet.
Siehe Abendblatt-"Journalisten"...

* Die zitierten Beispiele waren unter diesen Links am 07.07.2009 um 12:00 Uhr so nachzulesen. Gelegentlich werden besonders miserable Artikel nachträglich aus dem Programm genommen oder korrigiert.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Springerpresse - wo die große böse Schwester Bild ein ganzes Blog beschäftigen kann, da fällt auch noch ein wenig unkompetenz für das Abendblatt ab ;)