Freitag, 18. September 2009

Mit den Vornamen...

...ist es ja so eine Sache. Wer erinnert sich nicht an die Rabauken aus der Grundschule, die irgendwie immer die gleichen Vornamen hatten, oder an die selbsternannten Schönheiten mit Zickzickfaktor - die hiessen doch auch irgendwie alle gleich, oder?

Also, wenn ich an meine Schulkameraden von damals denke, denn habe ich sehr konkrete Vorstellungen: Stephan's waren die typischen Clowns, Oliver's waren still und grau, aber ziemlich clever, und wer Andreas hieß, war mit Vorsicht zu geniessen. Bei den Mädels ebenso: Britta's waren die Oberstreberinnen, Nathalie's die Vollzicken und Claudia's hatten die Schüchternheit mit Löffeln gefressen.

Ein Bericht auf Spiegel-Online hat mich in der Erkenntnis verstärkt, daß Vornamen irgendwie doch was mit Charaktereigenschaften zu tun haben: Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose - allein als ich die Überschrift las, hat's mich vor Lachen fast vom Stuhl gehauen.

Tatsächlich hat die Arbeitsstelle für Kinderforschung an der Universität Oldenburg in einer Studie herausgefunden: "Als eher freundlicher, leistungsstärker und verhaltensunauffällig stellen sich Kinder mit Vornamen wie Charlotte, Sophie, Marie, Hannah, Alexander, Maximilian, Simon, Lukas oder Jakob im Bewusstsein von Lehrern dar, während Namen wie Chantal, Mandy, Angelina, Kevin, Justin oder Maurice eher mit Leistungsschwäche und Verhaltensauffälligkeit assoziiert werden."

Wen wundert das?
Ich glaube fest an folgende Kausalkette*:

- Eltern in bildungsferneren Schichten neigen eher dazu, sich bei der Namenswahl an der Yellow Press zu orientieren: Kevin (allein zu Haus), Angelina (Jolie), Justin (Timberlake) - vermutlich glauben die, daß ihre Kinder mit solchen Vornamen dann auch so erfolgreich werden wie die Vorbilder aus Musik & Film...

- Eltern in bildungsferneren Schichten neigen eher dazu, unausgeglichene, aggressive, nervige Kinder zu haben, weil sie meist nicht in der Lage sind, sich sinnvoll um ihre Kinder zu kümmern. Fernseher, XBox und Gameboy ersetzen Bücher und Museumsbesuch, was will man da erwarten?

- In Kombination ergibt das: Kinder aus bildungsferneren Familien tragen sowohl ein erhöhtes Risiko, zu Streßkindern (un)erzogen zu werden, als auch die passenden Vornamen.

- Und (Gegenprobe) das funktioniert auch andersrum: besonders ehrgeizige Eltern, die ihre Kinder an zwölf Tagen die Woche zum Klavier-, Flöten-, Geigenunterricht, Theater und Jazzgymnastik schicken, suchen sich ebenfalls entsprechende Namen aus, die dann möglichst "modern-traditionell" sind - so kommt es dann zu Charlotte oder Lukas.

*das ist natürlich alles klischeehaft vereinfacht - selbstverständlich gibt es auch Ausnahmen.


PS: Ein Gericht in Berlin hat nun letztinstanzlich entschieden, daß der muslimische Vorname "Djehad" zulässig ist und eingetragen werden muß. Ja klar habe "Djehad" auch die Bedeutung von "Heiliger Krieg", aber das sei nicht als Nachteil für das Kind zu werten. Aus dem eher deutschen Sprachraum sind übrigens auch "Pumuckel" oder "Fanta" zulässig (bestimmt auch ohne jeden Nachteil für die Kinder...), "Borussia" und "Tom Tom" hingegen nicht. Naja, ich bin ja auch irgendwie froh, daß ich im echten Leben nicht Fischkopp heiße. ;-)

1 Kommentar:

Benedicta hat gesagt…

Fügen wir deiner Kausalkette noch ein weiteres Glied hinzu:
"Lehrer denken, dass" (und dann das, was du schon schriebst).
Schließlich wurde ja genau das in der erwähnten Studie abgefragt - was die Lehrer ERWARTEN. Nicht, was tatsächlich ist. (Dass Lehrer-Erwartung das tatsächliche Sein wiederum beeinflusst - Selffulfilling prophecy und so weiter - ist dann das nächste Glied der Kausalkette...)