Mittwoch, 16. September 2009

Zugang legen "zum üben"?

Vor ein paar Tagen wurden wir mit dem RTW zu einem anderen RTW alarmiert, um dessen Patienten zu übernehmen. Die Kollegen hatten das Pech, daß ihr fast neuer Sprinter nach dem Einladen nicht mehr anspringen wollte. Kann passieren. War auch nicht wirklich dramatisch, weil der Patient lediglich zur Bestrahlung ins Krankenhaus gefahren werden sollte - Lebensgefahr bestand also nicht.

Umso überraschter waren wir, als wir den älteren Herrn zwar insgesamt guter Dinge, aber doch mit ligendem Venenzugang samt von der Decke baumelnder Infusion vorfanden. Ich bat den Kollegen vom ersten Fahrzeug kurz nach draussen und fragte, was denn das sollte. Und seine Antwort war: "Wir müssen schließlich in Übung bleiben, also bekommt bei uns jeder Patient einen Zugang."

Ich habe mir die Ausführungen über ungerechtfertigte vorsätzliche Körperverletzungen gespart - in dem Augenblick war ich aus tiefstem Herzen überzeugt, daß jedes einzelne Wort darüber pure Verschwendung wäre. Ehrlich gesagt war ich auch ziemlich perplex, denn einfach nur so zum üben jedem Patienten ein Stück Stahl in den Körper zu rammen... Ich halte das für unglaublich unprofessionell.

Andererseits stieß ich dann heute auf diesen Bericht bei n-tv.de und überlege, ob es nicht manchmal doch hilfreich wäre, etwas mehr zu üben. Nur bitte konsequent: nicht immer nur Vene-peripher-simpel, sondern auch mal was zentrales, mal 'ne Arterie oder wenigstens eine Venae sectio! Zumindest letztere hätte in Ohio sicher weitergeholfen.

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