Dienstag, 20. Mai 2008

Geld fressen Seele auf...

Einmal im Leben den ganz großen Coup landen, das Supergeschäft abschliessen, den Einfall haben, die Chance nutzen, einmal so richtig absahnen und alle Sorgen auf einen Schlag los sein - wer träumt nicht davon?

Tja, oder eben einmal ein Foto machen. Welches? Na, das Foto. Das Foto, für das die Medien gerade bis zu einer Million Euro bieten. (Lustig übrigens, daß im Fernsehen immer betont wird, daß die Zeitungen so viel böten...)

Wer es dieser Tage schafft, ein Foto von der Familie des Psychopathen von Amstetten zu machen, ist ein gemachter Mann. Geld und Berühmtheit wären sicher.

Aber wer bezahlt dafür? Ist es wirklich nur Geld und Ruhm, worum hier gespielt wird?

Ich denke, es geht vor allem um Würde. Um die Würde der Opfer nämlich. Viele Jahre eingekerkert, einige der Kinder haben in ihrem Leben zuvor niemals das Tageslicht gesehen, hat es diese Familie dank eines geistesgestörten Egomanen zu trauriger Berühmtheit gebracht. Alles, was die sich im Moment wünschen, ist wohl Ruhe und Abgeschiedenheit und die Möglichkeit, das Erlebte wenigstens im Ansatz zu verarbeiten. Das letzte, was ihnen helfen wird, ist es, noch mehr ins Rampenlicht gezerrt zu werden.

Wann immer hierzulande ein Kinderschänder nicht die Höchststrafe bekommt oder ein Autofahrer, der im Suff eine Familie zerstört hat, mit Bewährung nach Hause geht - der Aufschrei ist jedesmal groß: Täterschutz wird viel zu wichtig genommen, wer denkt an die Opfer, so milde Urteile machen die Opfer ein zweites Mal zu Opfern, und so weiter.

Jetzt ist die Möglichkeit da, Opferschutz zu betreiben!

Wenn wir alle all unseren Medien mitteilen, daß wir an Opfer-Fotos aus Amstetten nicht interessiert sind, dann sinken die gebotenen Preise für solche Bilder. Und dann ist es für so einen Paparazzo auch nicht mehr der große Coup seines Lebens. Dann müssen keine Wachleute mehr niedergeschlagen werden um gewaltsam in das Krankenhaus einzudringen. Dann können sich die Opfer vielleicht in aller Ruhe erholen - und ihre Würde behalten.

Wir Normalbürger können zeigen, was die Würde eines anderen Menschen für uns gilt.

Wir können zeigen, daß wir nicht bereit sind, unserer Neugier zuliebe andere Menschen zu quälen.

Wir können zeigen, daß wir noch Menschen sind!

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* Natürlich ist das hypothetisch - schon allein, weil viele Menschen eben doch geil darauf sind, Fotos von den Opfern zu sehen. Und ja, das Layout dieses Eintrages ist ein bißchen gewollt. Ich finde, es passt...

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